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Notruf aus dem Auto: Essener Forschung will Notfallmedizin verbessern

Notruf aus dem Auto: Essener Forschung will Notfallmedizin verbessern
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Notruf aus dem Auto: Essener Forschung will Notfallmedizin verbessern

Wenn bei einem Verkehrsunfall Menschen verletzt werden, entscheidet oft jede Sekunde. Ein Forschungsteam der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Universitätsmedizin Essen und der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen arbeitet daran, den Informationsfluss in Richtung der Rettungskräfte zu objektivieren und Unfalldaten aus eCall-Systemen verfügbar zu machen. Um eine Bewertung der Daten aus medizinischer Sicht zu ermöglichen, werden diese Daten mit Behandlungsdaten verknüpft. Zukünftig sollen Notfalleinsätze dadurch gezielter vorbereitet werden und Patient:innen nach schweren Verkehrsunfällen schneller und besser geholfen werden.

Die Essener Forschenden bewerten seit dem 01.01.2022 sämtliche Verkehrsunfälle in Essen, bei denen der Rettungsdienst alarmiert wurde. Weltweit erstmalig gelang nun die Verknüpfung der automatisch erfassten Unfalldaten aus dem Auto mit den Behandlungsdaten aus dem Krankenhaus und dem TraumaRegister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (TR-DGU®), einer zentralen Datenbank, in der Behandlungen von Schwerverletzten dokumentiert und analysiert werden.

Am Beispiel eines schweren Unfalls mit drei Fahrzeugen konnten sie zeigen, wie hilfreich eine digitale Rettungskette sein kann. „In diesem Fall hat ein automatischer eCall aus einem der beteiligten Autos die frühzeitige Alarmierung des Rettungsdienstes ausgelöst – obwohl die schwer verletzte Patientin in einem anderen Wagen saß“, erklärt Prof. Dr. Marcel Dudda, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. „Dank der neuen Technologie und der fortschreitenden Digitalisierung kann frühzeitig Hilfe geleistet und somit eine beschleunigte Behandlung akut lebensbedrohlicher Verletzungen eingeleitet werden. Die Alarmierung des Rettungsdienstes kann, z.B. bei unbeobachteten Unfallereignissen mit bewusstlosen Fahrer: innen, verzögert erfolgen.“

Die Autoren betonen, dass sich aus dem vorliegenden Fall noch keine allgemeingültigen Aussagen treffen lassen. Sie sind aber sind zuversichtlich, dass es in naher Zukunft mehr eCall-Daten geben wird, die sinnvoll für eine digitale Rettungskette genutzt werden können. „Aufgrund der gesetzlichen Verpflichtung eCall-Systeme in allen PKW zu verbauen gehen wir davon aus, dass die Anzahl der eCall-Datensätze steigt. Seit Beginn unserer Beobachtungen konnten wir bereits Daten zu mehr als 200 Alarmierungen bewerten“, erklärt Dr. Bastian Brune. Die Tendenz ist eindeutig steigend. Nach der Erstverknüpfung mit einer schwerverletzten Person im Jahr 2024 konnten im aktuellen Jahr bereits 4 weitere Verknüpfungen zum TR-DGU® hergestellt werden. „Perspektivisch werden Informationen aus den am Unfall beteiligten Autos helfen können, Verletzungen objektiv besser einzuschätzen und schneller die passende medizinische Hilfe einzuleiten“, führt Dr. Bastian Brune aus. „In den nächsten Projektstufen werden wir das Projekt regional ausweiten und versuchen die Datenanbindung zu automatisieren, um mehr Unfalldaten zu betrachten. Um das Einsatzpersonal vorzubereiten, das in der Regel vor Eintreffen am Unfallort keine objektiven Angaben zum Einsatzszenario hat, beabsichtigen wir weitere Unfalldaten, z.B. die Änderungen der Fahrtgeschwindigkeit im Rahmen des Unfallereignisses oder auch die Anzahl und Sitzpositionen der Insassen zu bewerten.“

Für die Forschungsarbeit „Evaluation von Unfallereignissen nach eCall-Alarmierung“ erhielt Dr. Bastian Brune am 05.07.2025 beim 10. Essener Gesundheitsforums der Medizinischen gesellschaft e.V. Essen.Gesund.Vernetzt den Jahrespreis in der Kategorie „Gesundheit und Wissenschaft“.

Link zur Originalveröffentlichung:

Prospective observation and merging of motor vehicle accident data with patient treatment data – First-time data merging for the TR-DGU®

Pressekontakt 
Dr. Milena Hänisch
Dekanat, Referat für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen
E-Mail:  milena.haenisch@uk-essen.de
Telefon: 0201/723-1615 
News-Seite:  www.uni-due.de/med
 Social Media:  www.facebook.com/medessen |  https://www.instagram.com/medizinischefakultaet/
Über die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen
Wissenschaft und Forschung auf höchstem internationalem Niveau und eine herausragende, exzellente Ausbildung zukünftiger Ärzt:innen: Diese Ziele hat sich die Medizinische Fakultät gesteckt und verfolgt sie mit Nachdruck. Wesentliche Grundlage für die klinische Leistungsfähigkeit ist die Forschung an der Fakultät mit ihrer klaren Schwerpunktsetzung in Herz- und Kreislauferkrankungen, Immunologie und Infektiologie, Onkologie, Translationaler Neuro- und Verhaltenswissenschaften sowie Transplantation. Der 2014 bezogene Neubau des Lehr- und Lernzentrums bietet den Studierenden der Medizinischen Fakultät exzellente Ausbildungsmöglichkeiten.
Über die Essener Universitätsmedizin 
Die Essener Universitätsmedizin umfasst das Universitätsklinikum Essen sowie 15 Tochterunternehmen, darunter die Ruhrlandklinik, das St. Josef Krankenhaus Werden, die Herzchirurgie Huttrop und das Westdeutsche Protonentherapiezentrum Essen. Die Essener Universitätsmedizin ist mit etwa 1.700 Betten das führende Gesundheits-Kompetenzzentrum des Ruhrgebiets und seit 2015 auf dem Weg zum Smart Hospital. 2020 behandelten unsere rund 10.000 Beschäftigten etwa 64.000 stationäre und 300.000 ambulante Patient:innen. Mit dem Westdeutschen Tumorzentrum, einem der größten Tumorzentren Deutschlands, dem Westdeutschen Zentrum für Organtransplantation, einem international führenden Zentrum für Transplantation, in dem unsere Spezialist:innen mit Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Herz und Lunge alle lebenswichtigen Organe verpflanzen, sowie dem Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum, einem überregionalen Zentrum der kardiovaskulären Maximalversorgung, hat die Universitätsmedizin Essen eine weit über die Region reichende Bedeutung für die Versorgung von Patient:innen. Wesentliche Grundlage für die klinische Leistungsfähigkeit ist die Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen mit ihrer Schwerpunktsetzung in Herz- und Kreislauferkrankungen, Immunologie und Infektiologie, Onkologie, Translationale Neuro- und Verhaltenswissenschaften sowie Transplantation.