Studie: Nur jede:r Zehnte erkennt sich in deutschen Medien wieder
Berlin (ots)
Eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zu den Rundfunkgebühren machte letzte Woche Schlagzeilen. Eine Frau aus Bayern hatte sich geweigert, ihren Beitrag zu zahlen. Ihre Begründung: ARD, ZDF und Deutschlandradio würden einseitig berichten und ihren Programmauftrag damit nicht erfüllen. Hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk also ein Problem in Sachen Meinungsvielfalt? So wie die Klägerin aus Bayern denken offenbar viele Menschen in Deutschland: Laut einer neuen, repräsentativen Umfrage* der digitalen Magazinplattform Readly geben sechs von zehn Befragtenan, dass sie sich als Person nicht oder eher nicht in der Berichterstattung deutscher Medien wiederfinden. Nur rund jede:r Zehnte erkennt sich überhaupt darin wieder.
Wahrnehmung von Repräsentation bleibt gespalten
Im Osten ist die Distanz besonders groß: Rund 70 Prozent der Befragten dort sagen, sie fühlen sich in den Medien nicht repräsentiert. Im Westen sind es knapp 60 Prozent. Damit spiegelt sich in der Wahrnehmung der medialen Vielfalt auch die gesellschaftliche Spaltung wider. Besonders ausgeprägt ist die Distanz unter Studierenden: Drei Viertel von ihnen fühlen sich in der Medienberichterstattung nicht wieder. Gleichzeitig zeigt sich: Je dichter besiedelt eine Region ist, desto mehr erkennen sich Menschen in Medien wieder. In ländlichen Gebieten fällt die Einschätzung deutlich kritischer aus. Für Marie-Sophie von Bibra, Geschäftsführerin Readly Deutschland, sind die Ergebnisse auch ein Signal für die enorme Bedeutung des Lokaljournalismus. "Regionale Vielfalt ist entscheidend für Vertrauen in Medien. Wenn große Teile der Bevölkerung das Gefühl haben, ihre Lebensrealität komme in Medien kaum vor, ist das ein demokratisches Problem."
Politische Unterschiede: AfD-Wähler besonders kritisch
Auffällig ist auch der Blick auf politische Einstellungen. Besonders AfD-Wählerinnen und Wähler sagen fast geschlossen, sie fühlten sich in Medien nicht repräsentiert. Doch auch über Parteigrenzen hinweg ist das Gefühl weit verbreitet, zu selten mit den eigenen Sichtweisen oder Lebensrealitäten vorzukommen. Die Kritik an mangelnder Vielfalt zieht sich damit quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen. Eine politische Eindeutigkeit ließe sich aus der Umfrage deswegen nicht ableiten, so Bibra. "Das macht die Suche nach den Ursachen umso schwieriger: Sie reicht von algorithmisch verstärkten Wahrnehmungsblasen bis hin zu strukturellen Verzerrungen in der journalistischen Themenauswahl."
Fazit: Vertrauen braucht Repräsentation
Die Ergebnisse zeigen, dass das Thema Meinungsvielfalt tief in der Gesellschaft verankert ist. "Wenn sich neun von zehn Menschen nicht in Medien wiederfinden, ist das ein Signal, das wir ernst nehmen müssen", so Bibra. "Natürlich können Redaktionen Themen gezielt für ihre Leserinnen und Leser setzen. Doch bleibt die Frage bestehen, warum sich so viele Menschen ausgeschlossen fühlen. Repräsentation ist keine Frage der Quote, sondern der Haltung und ein klarer Auftrag, regionale Stimmen und Lebensrealitäten wieder stärker in den Fokus zu rücken."
*Die repräsentative Online-Erhebung wurde im Juli 2025 vom Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag von Readly durchgeführt. Befragt wurden 2.500 Personen in Deutschland. Mehrfachantworten waren möglich.
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