Sechs Monate Ukrainekrieg haben weltweiten Hunger verschärft - langfristige Finanzierung der Ernährungssicherung wichtiger denn je
Bonn/Berlin (ots)
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat auch für die weltweite Ernährungslage verheerende Auswirkungen. Insbesondere die steigenden Nahrungsmittel-, Energie- und Transportpreise haben die ohnehin dramatische Hungersituation verschärft. Vor diesem Hintergrund warnt die Welthungerhilfe davor, die finanziellen Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe zurückzufahren, wie es der Entwurf für den Bundeshaushalt 2023 und auch die mittelfristigen Planungen der Regierung bisher vorsehen.
"Es ist richtig, dass die Bundesregierung auf die Folgen der Corona-Pandemie und jetzt des Ukrainekrieges kurzfristig reagiert und Gelder für die Unterstützung von notleidenden Menschen zur Verfügung stellt. Allerdings ist nicht nur eine kurzfristige Krisenreaktion nötig, sondern eine langfristige Unterstützung zur Bekämpfung von Hunger und Armut. Die Zahl der Menschen, die weltweit humanitäre Unterstützung benötigen, steigt Jahr für Jahr an. Wir brauchen eine stabile und vorrausschauende Finanzierung, die auch langfristige Programme zur Ernährungssicherung möglich macht. Das spiegelt sich aber nicht in den aktuellen Haushaltsplanungen wider. Die mittelfristige Finanzplanung sieht für die kommenden vier Jahre eine Kürzung des BMZ-Etats von fast 16% vor und auch der Etat des Auswärtigen Amtes soll bis 2026 um knapp 27% gekürzt werden. Das sind in Anbetracht steigender Hungerzahlen absolut falsche Signale. Wenn die Regierung es ernst meint, muss beim Haushalt nachgelegt werden. Zudem müssen jetzt die Weichen für ein nachhaltiges und gerechtes Ernährungssystem gestellt werden", fordert Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe.
Bis zu 828 Millionen Menschen sind nach aktuellen UN-Berichten chronisch unterernährt. Die Zahl der Hungernden steigt seit 2015 wieder kontinuierlich an, nachdem es zuvor große Erfolge beim Kampf gegen den Hunger gab. Zu den wichtigsten Hungertreibern gehören Kriege und Konflikte sowie die Folgen des Klimawandels und der Corona-Pandemie. Am Horn von Afrika erleben die Menschen aktuell die schlimmste Dürre seit vier Jahrzehnten, bis zu 18,6 Millionen leiden unter akutem Hunger.
Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, steht für Interviews gern bereit.
Die Welthungerhilfe leistet mit ihren Partnern des europäischen Netzwerks Alliance 2015 humanitäre Hilfe in der Ukraine und in Nachbarländern. Bislang hat die Welthungerhilfe 9 Mio. Euro für Menschen, die von dem Krieg betroffen sind, investiert. Gemeinsam mit CESVI und Concern Worldwide unterstützt sie in den Oblasten Ternopil und Khmelnytski im Westen der Ukraine Aufnahmezentren für Binnenvertriebene mit Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln, Decken, Matratzen, Waschmaschinen und Trocknern. Bislang wurden u.a. 50 Tonnen Nahrungsmittel geliefert. Nun wird die Hilfe mit Unterstützung des Auswärtigen Amts auf die Oblaste Poltava, Dnipropotrevska, Kropyvnitsky und Zaphorizhzhia im Osten der Ukraine ausgeweitet. In weiteren Projekten mit den Alliance 2015-Partnern ACTED, PIN und Helvetas werden bspw. in der Republik Moldau Geflüchtete sowie Familien, die Flüchtlinge aufnehmen, mit Bargeldhilfen unterstützt.
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Die Welthungerhilfe wird in diesem Jahr 60 Jahre. Sie ist eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland; politisch und konfessionell unabhängig. Sie setzt sich mutig und entschlossen für eine Welt ohne Hunger ein. Seit ihrer Gründung am 14.12.1962 wurden 10.895 Auslandsprojekte in rund 70 Ländern mit 4,46 Milliarden Euro gefördert. Die Welthungerhilfe arbeitet nach dem Grundprinzip der Hilfe zur Selbsthilfe: von der schnellen Katastrophenhilfe über den Wiederaufbau bis zu langfristigen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnerorganisationen.
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