Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Christian Wulff und die alten Freunde in Hannover
Bielefeld (ots)
Man kennt sich
In Wulffs Revier wächst der Druck. Mit den Affären des Bundespräsidenten richtet sich der mediale Fokus auf die Netzwerke in und um Hannover, diese solide Stadt des maßvollen Zusammenlebens. Viel ist momentan zu lesen von der "Maschsee-Connection" und dem "Kitt der Erbfreundschaften", der die niedersächsische Landeshauptstadt charakterisiere wie kaum eine andere Stadt in Deutschland. Zuletzt verlangte Renate Künast von Christian Wulff, das "System Hannover" aufzuklären. Es manifestiert sich der Eindruck, dass in Hannover Männer-Kumpaneien die Szene beherrschen. Prominentester Akteur auf Unternehmerseite ist mit AWD-Gründer Carsten Maschmeyer ein Mann, der es mit Versicherungspolicen und Immobilienfonds zum Milliardär gebracht hat und vor Christian Wulff Niedersachsens Ex-Ministerpräsident Gerhard Schröder unterstützte. Maschmeyer bewegt sich auf Partys wie selbstverständlich zwischen Klaus Meine von der Rockband Scorpions, RWE-Vorstand Jürgen Großmann und Götz von Fromberg, der für die Lokalpresse ein "Staranwalt" ist. Von Fromberg zählt zu den Gästen seiner Herrenabende am Krökeltisch - krökeln ist ein hannoversches Wort für Tischfußball - neben seinem alten Kanzleikumpel Gerd Schröder oder SPD-Chef Sigmar Gabriel den Boss der örtlichen Hell's Angels, Frank Hanebuth. Freilich soll auch Wulff in des Anwalts Herrensalon bereits den einen oder anderen Ball versenkt haben. Gern treffen sich die alten Freunde auch im Fußballstadion von Hannover 96, die im Übrigen für weitere zwei Jahre AWD-Arena heißen wird, wie AWD-Kommunikationsleiter Béla Anda, Ex-Regierungssprecher Schröders in Berlin, mitteilte. Dass Stephan Weil, Hannovers Oberbürgermeister und Spitzenkandidat der SPD im kommenden Landtagswahlkampf, der Partie lieber inmitten der Fans zuschaut als in der VIP-Loge, ist kein Zufall.
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