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DIE ZEIT

Sonderüberstellungen laufen laut Ex-CIA-Agent schon seit 1995

Hamburg (ots)

Das umstrittene Programm der "Sonderüberstellungen" von
mutmaßlichen Terrorhelfern an Folterländer durch den US-Geheimdienst
CIA läuft nach Angaben eines ehemaligen US-Topagenten schon seit mehr
als zehn Jahren. "Präsident Clinton, sein Sicherheitsberater Sandy
Berger und sein Terrorismusberater Richard Clarke haben die CIA im
Herbst 1995 beauftragt, al-Qaida zu zerstören", sagt der frühere
CIA-Agent Michael Scheuer der ZEIT. Dazu seien auch die
Sonderüberstellungen eingeführt worden, bei denen Verdächtige
gekidnappt und in andere Länder geflogen wurden. Scheuer entwickelte
und leitete über Jahre das Programm der "Sonderüberstellungen".
Der Ex-Agent sagt, die CIA habe selbst nie jemanden festgenommen
oder gefangen gehalten. "Das machte die örtliche Polizei oder ein
örtlicher Geheimdienst", fügt er hinzu. Die Verdächtigen seien nicht
in die USA gebracht worden, "weil Präsident Clinton das nicht
wollte".
Die Zusammenarbeit mit den deutschen Sicherheitsbehörden bei dem
Programm bezeichnet der Ex-Agent als "im besten Falle wechselhaft".
Auf Anfragen habe es manchmal "einfach keine Antwort" gegeben. "Alles
war einfach sehr stockend", sagt er. Das habe sich nach dem Anschlag
vom 11. September 2001 verändert.
Scheuer warf den Europäern wegen ihrer Kritik an dem CIA-Programm
Unehrlichkeit vor: "Denn alle Informationen aus den Verhören und
Dokumenten, alles, was mit Spanien, mit Italien, mit Deutschland, mit
Frankreich, mit England zu tun hatte, wurde doch weitergegeben." Die
Deutschen seien Nutznießer der Methode gewesen.
Der Ex-Agent stuft das gesamte Programm als "zu 90 Prozent ein
Riesenerfolg und nur zu 10 Prozent ein Desaster" ein. Für die Zukunft
hält er die "Sonderüberstellungen" wegen der Presseberichte darüber
für "tot".
Das komplette Interview der ZEIT Nr. 1 vom 29. Dezember 2005
senden wir Ihnen gerne zu.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, DIE ZEIT Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 040/3280-217, Fax: 040/3280-558,
E-Mail:  bunse@zeit.de)

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