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Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)

Dokumentarfilm BONNE NUIT PAPA startet mit Prädikat "besonders wertvoll"/Weitere Kinostarts mit Prädikat: ANDERSWO und DIE LETZTEN GIGOLOS

Wiesbaden (ots)

Zwei Dokumentarfilme und ein Drama empfiehlt die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) in dieser Woche den Kinozuschauern.

Das Leben ihres Vaters erforschte Marina Kem, Autorin und Regisseurin vor allem nach dessen Tod, denn die Versuche, zu Lebzeiten etwas über sein Heimatland Kambodscha in Südostasien und seine Jugend dort zu erfahren, scheiterten komplett. Papa blieb schweigsam, verschloss sein Inneres vor Frau und Töchtern. In BONNE NUIT PAPA (Start: 29. Januar) erzählt Marina Kem nun nicht nur vom bewegten Schicksal ihres Vaters, sondern auch von ihrer eigenen Suche nach ihren Wurzeln in Kambodscha. Die fünfköpfige FBW-Jury vergab das höchste Prädikat "besonders wertvoll" und schreibt in ihrem Gutachten: "Marina Kem ist ein berührendes Portrait ihres Vaters und der Zeit gelungen. Damit erreicht sie über das Persönliche hinaus eine allgemein gültige, menschliche Dimension, die dem Film seine Qualität gibt."

Mit einem ganz anderen Sujet beschäftigt sich der Dokumentarfilm DIE LETZTEN GIGOLOS (Start: 29. Januar) von Stephan Bergmann: Tanzherren der alten Schule versüßen aufgeschlossenen Damen ab 60 ihren Urlaub auf Kreuzfahrtschiffen. In entspannter Atmosphäre bereisen sie als Gäste von Luxusdampfern die Welt. Sympathisch und offen sprechen die Senioren über ihr sehr bewegtes teilweise mit größeren Härten belegtes Leben, über ihre Sehnsüchte, über das Alter, den Sex und den Wunsch, auf dem Traumschiff Momente des Glücks zu erleben. Nach Meinung der Expertenrunde der FBW ist Regisseur Stephan Bergmann "eine stimmungsvolle, anrührende Dokumentation gelungen, die in einer sehr besonderen Umgebung Probleme von allgemeiner Gültigkeit behandelt". Hierfür vergab sie das Prädikat "besonders wertvoll".

Seit acht Jahren wohnt die israelische Studentin Noa in Berlin. Die Welt scheint für sie in Ordnung. Sie arbeitet an ihrer Masterarbeit und jüngst ist sie mit ihrem deutschen Freund Jörg zusammengezogen. Aber, wie so oft, funktionieren die Beziehungen in getrennten Wohnungen besser, als wenn man zusammenzieht. Es beginnt zwischen den Beiden zu kriseln, Noa fühlt sich unverstanden und dann gerät der Studienabschluss auch noch in Gefahr. Spontan fliegt Noa zu ihrer Familie nach Israel, um den Kopf frei zu bekommen. Aber schnell holt sie der Alltag auch dort ein. ANDERSWO (Start: 29. Januar) ist der Abschlussfilm von Ester Amrami, die an der HFF "Konrad Wolf" in Berlin Regie studierte. Die FBW-Jury, die dem Familiendrama zwischen den Kulturen das Prädikat "wertvoll" verlieh, lobt in ihrer Begründung unter anderem die "authentische Inszenierung", den "gut besetzten und spielenden Cast" und die "erstaunlich leichte Weise", mit der die Regisseurin ihre Geschichte erzählt.

Filmstarts mit Prädikat in der kommenden Woche: BLACKHAT und GUTEN TAG RAMON. Mehr Informationen unter www.fbw-filmbewertung.com.

Prädikatsfilme vom 29. Januar 2015

Bonne Nuit Papa

Dokumentarfilm. Deutschland 2014. Prädikat besonders wertvoll

Marina Kem hat ihren Vater Ottara Kem geliebt. Doch wirklich gekannt hat sie ihn nicht. Denn er selbst hat nie viel von sich erzählt. Als junger Mann kam er aus Kambodscha in die damalige DDR, studierte dort und baute sich ein neues Leben auf. Über seine Familie und seine Heimat sprach er so gut wie nie. Als er an Lungenkrebs stirbt, reist Marina Kem mit ihren Schwestern nach Kambodscha, um die Asche ihres Vaters dort zu bestatten. Und sie entscheidet sich, auf die Suche nach der Vergangenheit eines Menschen zu gehen, der ihr so nah und doch so fremd war. Marina Kem ist mit BONNE NUIT PAPA ein unglaublich vielschichtiger und differenzierter Dokumentarfilm gelungen. Nicht nur porträtiert sie einen Mann, dessen Gedanken und Überlegungen beweisen, was für ein faszinierender und außergewöhnlicher Mensch er war. Die Filmemacherin nimmt den Zuschauer außerdem mit auf eine Reise in ein fremdes Land, mit seiner Kultur, seinen Menschen und seiner erschütternden Geschichte der jahrzehntelangen politischen Unruhen. Denn nicht jedem gelang die Flucht ins Ausland wie Ottara. Viele Mitglieder der Kem-Familie wurden durch das Regime der Roten Khmer gefangengehalten, gefoltert und getötet. Umso erstaunlicher und berührender wirken die heutigen Begegnungen mit den Überlebenden, die zeigen, dass Güte und Liebe trotz allem Grauen stärker sind als Hass und Gewalt. Auch über Ottara Kems Leben in der DDR erfährt man viel. Die Gespräche mit der Familie, mit Freunden und Kollegen Ottaras zeichnen ein persönliches und gesellschaftliches Bild gleichzeitig und beweisen die hohe Kunst der Regisseurin, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen. Das alles erzählt sie sensibel und zurückhaltend, ohne sich jemals in den Vordergrund zu schieben. Im Film fehlt dazu jegliche Glorifizierung und jede Überhöhung. Doch in jeder Minute erkennt man Liebe, Respekt und Wärme. Eine tief bewegende und großartig erzählte Suche einer starken Frau nach der Geschichte ihres Vaters. Und ihren eigenen Wurzeln.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/bonne_nuit_papa

Die letzten Gigolos

Dokumentarfilm. Deutschland 2014. Prädikat besonders wertvoll

Tanzherren der alten Schule auf Kreuzfahrtschiffen versüßen aufgeschlossenen Damen ab 60 ihren Urlaub. In entspannter Atmosphäre bereisen sie als Gäste von Luxusdampfern die Welt. Sympathisch und offen sprechen die Senioren über ihr sehr bewegtes teilweise mit größeren Härten belegtes Leben, über ihre Sehnsüchte, über das Alter, den Sex und den Wunsch, auf dem Traumschiff Momente des Glücks zu erleben. Dem Regisseur gelingt es, die Personen auf angenehme Weise zu portraitieren. Auch wenn es amüsante Beobachtungen gibt, stellt er seine Protagonisten nie aus, sondern beweist großes Einfühlungsvermögen gerade auch bei rührenden, tragischen oder komischen Momenten. Die Würde des Einzelnen wird hier besonders betont. Die hervorragende Kamera gibt den Glanz der Tanzszene wieder, zeigt aufwändige Roben und schöne elegante tänzerische Darbietungen. Interessant ist auch, wie sie das Leben an Board auf ästhetisch ansprechende Weise einfängt, gleichzeitig auch den riesigen Geschäftsbetrieb von der chemischen Reinigung über teure Geschäftszeilen bis zu den Heerscharen an Personal im Restaurantbetrieb zeigt. Eine wunderbar gestaltete Dokumentation, die sehr facettenreiche Einblicke in die Welt eines wahren Traumschiffes gewährt.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/die_letzten_gigolos

Anderswo

Spielfilm, Drama. Deutschland 2014. Startdatum:

Die junge Israelin Noa lebt seit Jahren in Deutschland und ist gerade mit ihrem Freund Jörg zusammengezogen. In ihrer Master-Arbeit über "unübersetzbare Wörter" kommt sie nicht weiter und auch in der Beziehung scheint es zu kriseln. Noa entschließt sich zu einem Ortswechsel. Sie reist, zunächst allein, zu ihrer Familie nach Israel. Doch auch dort warten Probleme. Die Oma muss ins Krankenhaus, die Mutter nörgelt an ihr herum, der Bruder verweigert den Militärdienst. Als dann auch noch Jörg auftaucht, prallen Welten aufeinander. Und Noa muss entscheiden, wohin und zu wem sie gehört. Der Abschlussfilm von Ester Amrami, die an der HFF "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg studierte, thematisiert Fragen und Konflikte, die für jeden jungen Menschen, unabhängig von Nationalität oder Kultur, entscheidend sind. Der geografische Kontext liefert zusätzliche Brisanz, wenn etwa Jörg als Deutscher auf Noas Familie in Israel trifft. Die ältere Generation vermeidet die Begegnung und kann nicht vergessen, die jüngere Generation speist sich aus Vorurteilen. Noa selbst, glaubhaft von Neta Riskin verkörpert, steht zwischen diesen Welten, zwischen Tradition, Moderne, Erinnern, Vergessen und Verzeihen. In einem zutiefst zu Herzen gehenden Moment bricht aus ihr die verzweifelte Sehnsucht nach ihrer Mutter heraus, die von Hana Laslo mit hinreißender Verve gespielt wird. Trotz trauriger Momente durchzieht den Film eine sonnige Stimmung, oft konzentriert sich die Kamera auf Großaufnahmen der Figuren. ANDERSWO findet wunderschöne Bilder für Noas Suche nach Heimat und ihrem eigenen Weg, erklärt jedoch nicht jeden ihrer Schritte. Dazu passend bietet er in kleinen Einspielern immer wieder großartige Beispiele für Wörter, die man einfach nicht erklären kann. Ein berührendes und erstaunlich reifes Debüt.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/anderswo

Pressekontakt:

Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Schloss Biebrich Rheingaustraße 140
65203 Wiesbaden

Tel: 0611/ 96 60 04 -18
Fax: 0611/ 96 60 04 -11
info@fbw-filmbewertung.com
www.fbw-filmbewertung.com

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