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Lew-Kopelew-Preis 2006 an den Theologen und Religionswissenschaftler Professor Dr. Hans Küng verliehen

Köln (ots)

Der Theologe und Religionswissenschaftler Professor
Dr. Hans Küng ist heute in Köln mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden
und Menschenrechte 2006 ausgezeichnet worden. Der Preis wurde vom 
ersten Vorsitzenden des Lew Kopelew Forums, WDR-Intendant Fritz 
Pleitgen, in den Räumen der Kreissparkasse Köln am Neumarkt 
verliehen. Der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Köln, 
Alexander Wüerst, begrüßte rund 600 geladene Gäste aus Politik, 
Kultur, Medien und Gesellschaft sowie die Witwe des verstorbenen 
Bürgerrechtlers, Maria Leonene Kopelew. Die Laudatio hielt die 
Außenministerin der Schweiz, Bundesrätin Micheline Calmy-Rey. Hans 
Küng, Initiator der Stiftung "Weltethos", erhält die Auszeichnung für
seinen unermüdlichen Einsatz um ein besseres Verständnis zwischen den
großen Religionen der Welt.
Fritz Pleitgen würdigte in seiner Rede die Bereitschaft Hans 
Küngs, "sich bei aller Friedfertigkeit auch mit der höchsten 
Obrigkeit anzulegen, wenn es um seine Vorstellungen von einem offenen
und toleranten Miteinander ging, auch wenn dies schmerzliche Folgen 
haben konnte". Seine Vision von Freiheit und Menschenwürde stehe im 
Geiste Lew Kopelews, dem er über Jahre in Wertschätzung und Sympathie
verbunden gewesen sei.
Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, Außenministerin der Schweiz, wies
in ihrer Laudatio auf die Aktualität des Wirkens von Hans Küng hin: 
"Ob Darfur, Naher Osten oder Norduganda - nirgends wird deutlicher, 
welch praktische Bedeutung Hans Küngs Denken hat, als im humanitären 
Völkerrecht, das in den Genfer Konventionen und deren 
Zusatzprotokollen festgeschrieben ist. Leider haben die Realitäten 
der neuen Kriege einzelne bewogen, diese Normen in Frage zu stellen".
Hans Küng habe gezeigt, dass "man das internationale Wertegefüge, das
unter westlicher Federführung kodifiziert worden ist, der 
Staatengemeinschaft nicht einfach aufzwingen darf". Es gehe im 
Gegenteil darum, in allen Kulturen das genuin Universelle zu 
erkennen. "Mit seinem wissenschaftlichen Werk und seinen couragierten
öffentlichen Interventionen hat Hans Küng wesentlich dazu 
beigetragen, dem so hoffnungsvollen Paradigmenwechsel in den 
internationalen Beziehungen hin zum Gemeinsamen den Weg zu bereiten",
so Micheline Calmy-Rey.
Professor Dr. Hans Küng kritisierte in seiner Dankesrede die 
Politik der gegenwärtigen amerikanischen Regierung als einen Rückfall
in das überholte Paradigma der militärischen Konfrontation, 
Aggression und Revanche. Statt einer ethisch fundierten Politik der 
Menschenrechte betrieben die USA "eine Völkerrecht und Genfer 
Konventionen missachtende Machtpolitik unter dem Vorwand der 
Durchsetzung von Demokratie und Menschenrechten". Spätestens seit den
Kongresswahlen und dem Rücktritt Donald Rumsfelds jedoch bestehe 
Hoffnung, dass "die dogmatische Ideologie von der 'Achse des Bösen' 
aufgegeben werde" und dass die USA statt der Konfrontation wieder den
Dialog mit ihren Gegnern suchten. Trotz vieler Enttäuschungen hätten 
sich die Hoffnungen auf eine neue bessere Weltordnung als 
unerschütterlich erwiesen.
In der Preisbegründung hieß es, Hans Küng habe es sich zur Aufgabe
gemacht, eine allgemeingültige Grundlage für das Miteinander der 
verschiedenen Religionen zu schaffen. Dieses Miteinander könne nur 
dann erreicht werden, wenn die Glaubensgemeinschaften das 
gegenseitige Anderssein akzeptierten und als Chance begriffen. Mit 
Lew Kopelew teile Küng das entschlossene Bestreben, jeglichen 
Fremdenbildern entgegenzuwirken und für Offenheit und Toleranz 
einzutreten, um so gemeinsam den Weg für Frieden und Achtung der 
Menschenrechte zu finden.
Der undotierte Lew-Kopelew-Preis wird in diesem Jahr zum sechsten 
Mal in Erinnerung an den russischen Schriftsteller und 
Menschenrechtler Lew Kopelew vergeben, der Verfolgung, Terror und 
Krieg erlebte und sich Zeit seines Lebens für die Wahrung der Würde 
und Rechte des Menschen und gegen Gewalt einsetzte. Kopelew starb am 
18. Juni 1997 in Köln, wo er seit seiner Ausbürgerung aus der UdSSR 
gelebt hatte.
Einen Mitschnitt der Veranstaltung strahlt das WDR Fernsehen am 
heutigen Sonntag von 15.45 bis 16.30 Uhr aus.

Pressekontakt:

Kristina Bausch, WDR Pressestelle
Tel.: 0172- 253 00 28

Original-Content von: WDR Westdeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell

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