WORLD VISION: G8-Gipfel in Gleneagles: Forderung an G8 - Effektive Hilfe statt leere Versprechungen
Friedrichsdorf, 2. Juli 2005 (ots)
Größeres Engagement der Industrieländer zur wirksameren Armutsbekämpfung (Erreichung der Millenniumsziele)dringend notwendig
Die Hilfsorganisation WORLD VISION appelliert an die Regierungen der G-8-Staaten, beim G8-Gipfel Anfang Juli in Gleneagles Ernst zu machen mit der Umsetzung von Versprechungen, damit die UN- Millenniumsziele (MDG) doch noch erreicht werden. Wichtigste Forderungen sind:
Aufstockung der Hilfe: Wenn die MDGs erreicht werden sollen, ist eine Aufstockung der Gelder von jetzt $50 Mrd. auf $73 Mrd. im Jahr 2006 und auf $135 Mrd. im Jahr 2015 erforderlich. Es wäre gut, neue Finanzmittel (wie eine Flugsteuer) zu erschließen, aber die reichen Geberländer müssen daran erinnert werden, dass sie noch immer weit hinter ihrem Versprechen hinterher hinken, 0,7% ihres Bruttosozialproduktes für die armen Länder bereit zu stellen.
Hilfe muss effektiver werden: Die Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern muss im Sinne einer Reformpartnerschaft verbessert und harmonisiert werden. Rechtsstaatlichkeit und transparente Entscheidungsprozesse, eine funktionierende Verwaltung und die Möglichkeit demokratischer Beteiligung sind zentrale Voraussetzungen für nachhaltige Entwicklung, aber nicht mit kurzfristigen Hilfsprogrammen zu erreichen. Gelder der Geberländer müssen über längere Zeiträume gewährt werden, um besser mit ihnen planen zu können; und sie sollten vor allem für den Zweck der Armutsbekämpfung eingesetzt werden, insbesondere für Bildung und Gesundheit.
Schulden müssen zu 100% erlassen werden: Die G8-Länder müssen den Empfehlungen der G-8-Finanzminister folgen, den armen Ländern ihre Schulden zu 100% zu erlassen. Die Gelder für den Schuldenerlass dürfen aber nicht mit der offiziellen Entwicklungshilfe verrechnet werden, sondern müssen sich aus zusätzlichen Quellen speisen; dies ist keine Zeit für clevere Buchhaltung.
Fairer Handel soll den armen Ländern bessere Marktchancen eröffnen: Das Einkommen, das den armen Ländern durch unsere Agrarsubventionen und damit ungleiche Handelschancen verloren geht, übersteigt das Finanzvolumen, das die Geberländer ihnen bisher an Schulden erlassen haben. Der Abbau von Subventionen in den reichen Ländern würde den armen Ländern helfen, höhere Einkommen selbst zu erwirtschaften
Es sollen endlich alle Kinder zur Schule gehen können: Grundschulbildung als verbrieftes Menschenrecht wird heute zwar von allen akzeptiert, aber noch lange nicht für alle praktiziert. Geberländer wie Entwicklungsländer müssen ihre Beiträge für die Schulbildung drastisch erhöhen, damit wirklich alle Kinder Jungen, Mädchen und marginalisierte Kinder wie Waisen oder Behinderte lesen, schreiben und rechnen lernen.
Die HIV/Aids-Verhütung muss verstärkt und Medizin den Aids-Patienten zur Verfügung gestellt werden: Die G8-Länder und insbesondere die Bundesrepublik Deutschland müssen ihre Versprechungen einlösen, den Globalen Fond mit ausreichenden Finanzmitteln auszustatten. Allein 2005 besteht eine Deckungslücke von 700 Millionen US-$; für 2006 und 2007 benötigt der Fonds noch 7 Mrd US$, um laufende Programme weiterzuführen. Andernfalls ist eine weiterer drastischer Anstieg der HIV-Infizierungen und Aids-Toten zu erwarten.
15 Millionen Aids-Waisen weltweit benötigen wirksamere Unterstützung: Die G8-Länder sollten ihren Beitrag für Aids-Waisen drastisch auf 10% ihrer HIV/Aids-Ausgaben erhöhen, damit diese Kinder eine Zukunftschance erhalten. Aids-Waisen leiden nicht nur unter dem traumatischen Verlust ihrer Eltern, ihnen fehlt es auch an Nahrung, Obdach, Kleidung, Schulbildung und Gesundheitsversorgung. Sie sind Opfer von Diskriminierung, Gewalt und Ausbeutung.
Diese Maßnahmen sind nötig, damit der Teufelskreis aus Armut, Krankheit, Unwissenheit und HIV/Aids durchbrochen werden kann. 30.000 Kinder sterben täglich an den Folgen von Hunger, Krankheit oder Gewalt das sind mehr als 10 Millionen jährlich. 600 Millionen Kinder müssen täglich mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen. Mehr als einer Milliarde Kinder fehlt es an lebensnotwendigen Gütern wie sauberem Wasser.
Armut ist nicht unvermeidbar. Armut hat System. Armut kann wirksam bekämpft werden, sagt Günther Bitzer, Direktor von WORLD VISION Deutschland e.V. mit Blick auf den bevorstehenden G8-Gipfel. Dabei müsse die Hilfe vor allem bei den Kindern ansetzen, da sie die Träger der zukünftigen Entwicklung seien. Es darf kein leeren Versprechungen mehr geben, keine Entschuldigungen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.
HINTERGRUND WORLD VISION Deutschland e.V. ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten langfristige Entwicklungshilfe und humanitäre Nothilfe. Rund 200 Projekte werden momentan in 46 Ländern durchgeführt. WORLD VISION Deutschland ist Teil der weltweiten WORLD VISION-Partnerschaft mit rund 20.000 Mitarbeitern in fast 100 Ländern. WORLD VISION unterhält offizielle Arbeitsbeziehungen zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und arbeitet eng mit dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) zusammen. Weitere Infos unter www.worldvision.de
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