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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Demenz

Bielefeld (ots)

Demente Menschen hat es immer gegeben. Den Weltalzheimertag gibt es erst seit 1994. Kein Zufall. Denn noch immer ist das Sprechen über Alzheimer mit Tabus behaftet, obwohl sich die Zahl der Betroffenen in den nächsten Jahrzehnten verdoppeln wird. Es ist etwas anderes, ob ein Mensch ein körperliches Gebrechen hat, oder ob - und nichts anderes ist Alzheimer - seine ganze Persönlichkeit verschwindet. Wenn Vater oder Mutter zwar noch da sind, sie uns und dadurch wir sie aber nicht mehr wiedererkennen. Wenn sie sich Stück für Stück aus unserer Welt in eine eigene zurückziehen, in der sie zwischen gestern und heute, Tag und Nacht, bekannten und unbekannten Menschen nicht mehr unterscheiden können. Wie damit umgehen? Früher waren es halt die Schrullen der tüddeligen Alten, Symptome, mit denen vor allem Angehörige hilflos alleine gelassen wurden. Dabei sind sie es, die die größte Last tragen. Wenn der geliebte Mensch die Zuwendung nicht mehr spürt, ja ablehnend oder aggressiv reagiert, ist das bitter. Deshalb ist es notwendig, pflegende Angehörige auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Die gestern angekündigte »Allianz für Menschen mit Demenz« von Bundesgesundheits- und Bundesfamilienministerium ist vielleicht ein richtiger Schritt. Sie wollen Patienten und ihre Familien unterstützen. Wie dies konkret geschehen soll, darüber schweigt sich die Politik allerdings noch aus. Derlei Ankündigungen anlässlich eines medienwirksamen Thementages sollte man nicht überbewerten. Aber auch ein Netzwerk »Menschen mit Demenz im Krankenhaus NRW« aus Vertretern von Kliniken, Ärztekammer und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband mit gleichen Zielen hat sich auf den Weg gemacht. All dies ist Beleg für ein Umdenken. Das hat sich in der Pflege bereits durchgesetzt. Der Ansatz der sogenannten Validation ist weit verbreitet. Die von der US-amerikanischen Sozialarbeiterin Naomi Feil entwickelte Methode beinhaltet das Eingehen auf die Befindlichkeiten und Äußerungen altersverwirrter Menschen - seien diese auch fern der Realität. »Wertschätzen statt widersprechen« lautet das Motto. So werden Alzheimer-Patienten in ihrer eigenen Welt wieder ernst genommen. Auf medizinischer Seite gibt es ebenfalls Fortschritte. Der Göttinger Molekularpsychologe Thomas Bayer hält es für möglich, dass in wenigen Jahren ein Impfstoff gegen das Absterben von Nervenzellen im Gehirn auf den Markt kommen könnte. Die Forschungen seien viel versprechend. Vor allem aber ist Demenz eine ethische Herausforderung gewaltigen Ausmaßes. Der intensive und lange Pflegeaufwand macht Alzheimer zu einer der teuersten Krankheiten überhaupt. Dem müssen sich die Gesellschaft und jeder einzelne stellen. Denn eines Tages kann es jeden treffen. Also: Alzheimer darf kein Tabuthema mehr sein, reden wir darüber!

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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