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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Haiti:

Bielefeld (ots)

Nein, niemand kann erwarten, dass wenige Tage
nach einer Katastrophe wie jetzt in Haiti medizinische Hilfe und die 
Versorgung mit Lebensmitteln perfekt laufen. Vor allem nicht in einem
Land, dem es seit Jahrzehnten an politischen Strukturen fehlt.
 Gewalt, Kriminalität und Korruption hatten den Inselstaat vor den 
schweren Erderschütterungen fest im Griff. Zwar waren nach den mit 
UN-Hilfe abgehaltenen Wahlen 2006 erste positive demokratische und 
wirtschaftliche Entwicklungen zu erkennen. Doch Finanzhilfen und 
Schuldenerleichterungen für Haiti - gewährt auch wegen der immensen 
Schäden nach einem verheerenden Sturm 2008 - änderten weder etwas an 
der weit verbreiteten Armut im Land, noch konnten sie entscheidenden 
Reformen den Weg bereiten.
 Aber selbst vor diesem Hintergrund ist es erschreckend, wie machtlos
die Weltgemeinschaft ist, wenn es darum geht, Hilfe möglichst schnell
dorthin zu bringen, wo sie so dringend benötigt wird. Die Tatsache, 
dass das UN-Hauptquartier in Port-au-Prince ein Trümmerhaufen und die
komplette Führung der Mission bei dem Beben ums Leben gekommen ist, 
kann nicht als Entschuldigung dafür gelten, dass es in der 
Organisation vor Ort noch immer knackt und knirscht.
Die Vereinten Nationen hatten vom ersten Moment an keinen klaren Plan
erkennen lassen, die aus aller Welt herbeigeeilten Teams vernünftig 
zu koordinieren. Dabei ist das eine der wesentlichen Aufgaben, die 
die UN in Fällen wie diesen zu leisten hat.
Erst seitdem die US-Truppen die Befehlsgewalt am Flughafen übernommen
haben, werden Maschinen vernünftig abgefertigt. Trotz des Einsatzes 
der Soldaten aber stehen die Versorgungswege noch längst nicht. 
Hilfsflüge werden umgeleitet, da zu viel Material auf dem Gelände des
Flugplatzes lagert und nicht verteilt wird. Nur wenige Kilometer 
weiter verhungern oder verdursten Menschen, andere sterben, weil 
ihnen keine medizinische Hilfe zuteil wird.
Den Vereinten Nationen ist vorzuwerfen, dass sie für eine solche 
Situation nicht gewappnet sind. Ein Plan A allein ist schlicht zu 
wenig. Für strukturlose und verarmte Länder wie Haiti müssen 
Alternativen vorliegen, um auf Katastrophen wie diese schnell und 
zielgerichtet reagieren zu können.
 Haiti indessen wird nach dem Beben noch mehr als bisher am Tropf 
internationaler Finanzunterstützung hängen. Zudem sind Berater in 
politischen und wirtschaftlichen Fragen gefragter denn je. Nur so ist
die Stabilität zu erreichen, die unumgänglich ist, um dem in Schutt 
und Asche liegenden Inselstaat auch nur die leiseste Hoffnung auf 
eine bessere Zukunft zu geben.
Allerdings dürfen es nicht allein die ohnehin stark vertretenen USA 
sein, die hier zum Einsatz kommen. Damit besteht die Gefahr, dass 
Haiti wieder zu einer Kolonie verkommt. Vielmehr muss die UN das 
bestehende Protektorat ausweiten. Nur das kann die Basis für einen 
Neuanfang in Haiti sein.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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