Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Familienpolitik

Bielefeld (ots)

Langsam verklingen die selbstgesungenen
Lobeshymnen, die neue Koalition schickt sich an, mit der Arbeit zu 
beginnen. Wer sich den Arbeitsvertrag, die Koalitions-Vereinbarung, 
in Einzelbereichen genauer anschaut, bei denen besonders laut 
Halleluja gesungen wurde, der wird doch etwas skeptischer. Beispiel 
Familienpolitik. Hier ist das Kleingedruckte mit Sorgfalt zu lesen. 
Drei Maßnahmen werden immer hervorgehoben: Die Erhöhung des 
Kindergeldes, die Erhöhung des steuerlichen Freibetrages, das 
Betreuungsgeld.
Die für Familienpolitik zuständige Arbeitsgruppe hatte einstimmig 
beschlossen, den Freibetrag auf 8001 Euro und das Kindergeld auf 200 
Euro zu erhöhen. So stand es auch im Wahlprogramm der FDP. Die 
Parteivorsitzenden haben sich an den einstimmigen Beschluss nicht 
gehalten und wollen den Freibetrag nur auf 7008 Euro und das 
Kindergeld nur um 20 Euro erhöhen. Man darf sogar annehmen, dass dies
ohne das anstehende Urteil des Bundesverfassungsgerichts nicht 
geschehen wäre.
Denn nach der Anhörung von Experten in Karlsruhe war klar geworden, 
dass die Richter die Kriterien für das Existenzminimum neu 
formulieren und dabei die Politik auffordern werden, den steuerlichen
Freibetrag, der diesem Existenzminimum entspricht, auf 8000 Euro 
anzuheben und das Kindergeld entsprechend zu erhöhen.
Aber Merkel, Seehofer und Westerwelle stehen nicht im Verdacht, dass 
das Schicksal der Familien oder die entsprechenden Urteile aus 
Karlsruhe ihnen den Schlaf rauben könnte. So auch diesmal. Die Pläne 
sind halbherzig und erfüllen das Wahlversprechen nicht. Sie sind, vor
dem Hintergrund des Grundgesetzes und der bisher schon ergangenen 
Urteile, nur die Rückgabe eines Teils der Beute. Hier wird man im 
nächsten Jahr, nach dem neuen Urteil, nachbessern müssen.
Auch beim Betreuungsgeld ist man einer klaren Entscheidung für 
Familien aus dem Weg gegangen. Es soll ab 2013 als Bundesleistung 
eingeführt werden, aber »gegebenenfalls als Gutschein«. Damit hat 
sich die CSU nur teilweise durchgesetzt.
Übrigens: Betreuung ist nicht Erziehung, es sollte besser 
Erziehungsgeld heißen. Aber diese Leistung der Eltern, meistens der 
Mütter, wird kaum wahrgenommen, weil man sie in diesen Kreisen nicht 
kennt oder nicht sehen will. Man denkt in Berlin eben lieber in 
wirtschaftlichen Kategorien und da ist das Parken oder Betreuen von 
Kleinkindern vorrangig. Es geht vor allem darum, die (jungen und 
gehaltsmäßig billigen) Frauen der Wirtschaft zur Verfügung zu 
stellen. Das wird auch offenkundig, wenn man die Auswirkungen der zu 
kurz gegriffenen steuerpolitischen Maßnahmen betrachtet. Am meisten 
profitieren Doppelverdienerpaare mit einem oder zwei Kindern. Die 
klassische Familie bleibt weiter unter Druck.
 Fazit: Unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit für Familien und 
der Sachlichkeit für das Kindeswohl bleibt noch viel zu tun. Zum 
Selbstlob bietet das Koalitionsprogramm bis jetzt keinen Anlass.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt
  • 30.10.2009 – 19:17

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum EU-Klimagipfel

    Bielefeld (ots) - Die Linie für die Weltklimakonferenz in Kopenhagen ist jetzt klar: Die Europäische Union wird etwa ein Drittel der bis zu 100 Milliarden Euro schultern, die nach 2020 weltweit pro Jahr zur Klimafolgenbewältigung benötigt werden. Das Geld gibt es aber nur, wenn andere auch mitziehen. Zudem wurden Einzelheiten zum Technologietransfer, zu ...

  • 30.10.2009 – 18:15

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zur Wahl von Christine Lieberknecht

    Bielefeld (ots) - Es wurde sehr deutlich: Die Landtagswahl in Thüringen und die folgenden Sondierungsverhandlungen haben gleich zwei angeschlagene Parteien hintergelassen. Es ist fehlende Aufarbeitung, der die drei Wahlgänge geschuldet sind, durch die sich Christine Lieberknecht (CDU) quälen musste, um Ministerpräsidentin zu werden. Zwar sind die Abweichler ...

  • 29.10.2009 – 19:36

    Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Arbeitsmarkt:

    Bielefeld (ots) - Und wieder hat die Brücke Kurzarbeit Deutschland über einen Krisenmonat hinweggetragen. Entgegen aller Unken- und Kassandra-Rufe ist die Arbeitslosenquote im Oktober sogar zurückgegangen. Während des Bundestagswahlkampfes hatten die Auguren noch davor gewarnt, dass die Arbeitslosenzahl bald die Fünf-Millionen-Grenze überschreiten werde. ...