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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum möglichen Alkoholverbot in der Bahn

Bielefeld (ots)

Immer wieder samstags hallt es durch die
Bahnhofshallen: »Heut' ziehn wir den Bayern die Lederhosen aus«. 
Oder: »Von der Elbe bis zur Isar, immer wieder FCB.« Oder: »Berlin, 
Berlin, wir fahren nach Berlin.« Oder: »Steht auf, wenn ihr Schalker 
seid. . .«
<p> Zugegeben: Deutschlands Fußballfans sind weit davon entfernt, mit
den Fischer-Chören in Konkurrenz zu treten. Man kann Opa Meyer und 
Lehrerin Schmidt verstehen, die an der Bahnsteigkante nervös wippen. 
Ihr Mienenspiel verrät, was sie von dieser Zumutung halten. Ein 
gesanglicher Kunstgenuss hört sich anders an. Aber muss man deshalb 
gleich die Verbotskeule schwingen?
<p>Nach dem Tabak soll es jetzt dem Alkohol an den Kragen gehen. 
Wieder mal macht die Bahn den ersten Schritt. Vor ein paar Jahren hat
sie an erster Stelle das Rauchen auf ein kleines gelbes Viereck am 
Bahnsteig begrenzt. Nun soll der Alkohol nach dem Willen der 
Polizei-Gewerkschaft in Bahn und Bahnhöfen gleich vollständig 
verboten werden. Sogar das Gepäck soll für Wein und Bier tabu sein.
Die Polizisten können dafür noch einen ganz anderen Grund ins Feld 
führen als das Gegröhle der Fans. Schlimmer ist nämlich die Gewalt 
gegen Personen und Sachen, die für manche alkoholisierten Hooligans 
der Kern ihrer Wochenendbeschäftigung zu sein scheint. Verständlich, 
dass die Polizisten dieses Problem ein für alle Mal austrocknen 
wollen.
<p>Und dennoch: Ein vollständiges Alkoholverbot wäre, als wollte man 
mit Kanonen auf Spatzen schießen. Man mag denen, die es fordern, 
zugute halten, dass sie nicht alle Folgen im voraus bedacht haben.
 Was wird beispielsweise aus der »Happy Hour«, während der täglich 
zur Feierabendzeit das »Frischgezapfte« im Speisewagen zum besonders 
günstigen Preis angeboten wird? Von denen, die sich nach getaner 
Arbeit auf der Nachhausefahrt ein Pils gönnen, wird doch keiner 
ausfällig!
<p>Und was wird aus den »Partyzügen«, die am Wochenende ebenfalls auf
vielen Gleisen unterwegs sind? Wird der dazu gehörende Barwagen zum 
Missvergnügen von Mann und Frau einfach abgehängt?
 Und was ist mit den Damen-Kegelclubs, die gern mit der Bahn zu einem
ihrer seltenen Vergnügen fahren? Wer will ihnen ernsthaft das 
anheiternde Gläschen Sekt verbieten?
<p>Es gibt handyfreie Wagen - warum nicht auch alkoholfreie? Im 
Übrigen können Krawallmacher auch mit anderen Mitteln von ihrem 
kriminellen Tun abgehalten werden. Wer im alkoholisierten Zustand 
andere bedroht oder auch nur belästigt, wer Schlitze in Sitze 
schneidet oder leere Flaschen auf dem Bahnsteig zertrümmert, kann 
auch jetzt schon von der Polizei eingesammelt werden. Zwei oder drei 
Mal mit dem Zug von Stuttgart nach Dortmund gefahren und dann die 
Stunden statt im Stadion in der Ausnüchterungszelle verbracht: Der 
Hooligan, dem solches widerfährt, wird schnell die Lust an dem 
»Wochenendspaß« verlieren.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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