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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu "Babytausch bei RTL"

Bielefeld (ots)

Einer hervorragenden Einschaltquote kann sich
RTL am 3. Juni sicher sein, aber ob der Kölner Privatsender mit der 
Dokumentation »Erwachsen auf Probe« seinem Ansehen einen Gefallen 
tut, ist höchst fraglich. Eltern überlassen in der Sendung ihren 
Nachwuchs vier Tage lang Teenagern, die die Tücken und 
Herausforderungen der Kindeserziehung kennenlernen sollen. Das 
Prinzip Babytausch hat soviele Gegner hervorgerufen wie kaum eine 
Sendung zuvor.
 Der Deutsche Kinderschutzbund, die Evangelische Kirche, 
Psychotherapeuten und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe wettern 
genauso dagegen wie Landesmedienanstalten, Bundesfamilienministerin 
Ursula von der Leyen und Saarlands Ministerpräsident Peter Müller 
(CDU). Sie alle mahnen zurecht: Mit Kleinkindern macht man keine 
Experimente!
Auf den ersten Blick scheint es verfrüht oder leichtfertig zu sein, 
eine Sendung zu verdammen, die noch gar nicht ausgestrahlt wurde. 
Aber wenn das ihr zugrundeliegende Konzept fragwürdig ist, 
rechtfertigt dies deutliche Worte im Vorfeld. Dass Babys wie 
Spielzeug an Wildfremde ausgeliehen werden, ist ungeheuerlich. Dies 
kann zu Bindungsstörungen führen. Gerade in den ersten Monaten und 
Jahren ist das Bedürfnis der Kinder nach Bindung, festen 
Bezugspersonen, entscheidend. Wer sie ohne zwingenden Grund von der 
Mutter trennt, setzt sie Stress aus und nimmt möglicherweise 
posttraumatische Störungen billigend in Kauf. Aber für spätere 
Auffälligkeiten hat RTL ja seine Geheimwaffe, die Super-Nanny.
Der Privatsender betrachtet Babys als Verfügungsmasse der Eltern. 
Wenn Mutter oder Vater zustimmt, ist angeblich alles in Ordnung. Das 
ist es aber nicht. Bei der obskuren Sendung »Frauentausch« auf RTL 2 
entscheiden erwachsene Frauen aus freien Stücken, ob sie ein paar 
Tage in einer anderen Familie und mit einem anderen Mann verbringen 
wollen. Beim Babytausch dagegen werden Kleinkinder als willenlose 
Objekte vor den Karren kommerzieller Zwecke gespannt: RTL will mit 
ihrem Geschrei, ihren vollen Windeln und den hilflosen Gesichtern der
Erzieher auf Zeit Quote machen, über Werbespots Geld verdienen. Die 
Behauptung, man wolle minderjährige Mädchen vor unbedachten 
Schwangerschaften warnen, ist nur vorgeschoben.
Ginge es darum, ließe sich das Ziel nämlich auch anders erreichen. 
Durch Berichte etwa über den Babysimulator, jene Computerpuppe in 
Schulen, die deutlich macht, dass Erziehung kein Zuckerschlecken ist.
Oder warum begleitet RTL junge Eltern nicht mit der Kamera bei der 
Erziehung ihrer Kinder und lässt Teenager im Studio Fragen stellen? 
Weil die Sendung nicht spektakulär genug ausfiele. Auffallen aber 
garantiert in unserer Fernsehwelt Aufmerksamkeit und schafft die 
Voraussetzung für eine hohe Einschaltquote. Aber nicht jeder mag 
Fernsehen, bei dem erst die Sensation und dann die Ethik kommt. 
Deshalb empfehle ich für den 3. Juni: Sendertausch per Fernbedienung.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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