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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Tragödien von Darry und Plauen

Bielefeld (ots)

»Kinder sind unsere Zukunft«: Dieser aus
Sonntagsreden der Politiker sattsam bekannte Satz wirkt angesichts 
der Tragödien in Plauen und Darry erschreckend hohl. Zwei Mütter 
haben vermutlich acht Jungen und Mädchen getötet. Die Fälle in 
Sachsen und Schleswig-Holstein erschüttern Deutschland. Wie können 
Mütter nur so etwas tun? Das fragen sich Eltern, Großeltern und 
Paare, die sich Nachwuchs wünschen, aber aus medizinischen Gründen 
keinen haben können.
Bei aller Empörung darüber, dass Mütter den eigenen Kindern das Recht
auf Leben raubten, stimmt der sich aufdrängende Eindruck, jeden Tag 
würden in einer deutschen Stadt neue Leichen entdeckt, nicht mit der 
Wirklichkeit überein.
 Eine Statistik des Bundeskriminalamtes zeigt, dass die Zahl der 
getöteten Säuglinge und Kleinkinder in den vergangenen Jahren nicht 
gestiegen ist. Pro Jahr werden demnach zwischen 25 und 45 Kinder 
unter sechs Jahren von den Eltern ermordet, Opfer eines Totschlags 
werden zwischen 75 und 95 Mädchen und Jungen. Das sind schreckliche 
Zahlen. Und dennoch: Die weitaus meisten Eltern lieben ihre Kinder, 
tun alles für sie und fürchten nichts mehr als deren Tod.
Seitdem der kleine Kevin aus Bremen in der Tiefkühltruhe entdeckt 
wurde, schaut die Öffentlichkeit genauer hin. Bei Vernachlässigung 
und Verwahrlosung fragen Medien, ob die Behörden das Schlimmste nicht
hätten verhindern können. Das ist legitim, doch die Fragen gehen noch
weiter. Wer mit Mitarbeitern der Jugendämter und der Kinder- und 
Jugendhilfe spricht, merkt schnell, wie sehr sie fürchten, dass ihre 
»Klienten« das Wohl ihrer Sprösslinge gefährden. Tote Kinder zu 
finden, stellt für sie den Albtraum schlechthin dar. Die Sorge um 
zerrüttete Familien oder psychisch kranke alleinerziehende Mütter 
raubt ihnen manchmal den Schlaf.
Egal ob sich das Grauen in Plauen, Darry, Schwerin oder Bielefeld 
abspielt, die Stadtväter sollten die Jugendämter endlich personell 
und finanziell so ausstatten, dass sie sich intensiv um ihre 
Problemfamilien kümmern können. Der Rotstift hat im sozialen Bereich 
genug gewütet. Handlungsfähige Jugendämter sind wichtiger als neue 
Kunstrasenplätze.
Wenn die Mitarbeiter mehr Zeit für Betreuung und Kontrollbesuche 
haben, wird es sicherlich zu Fehlalarmen kommen. Eltern werden sich 
darüber ärgern, dass ihnen zu Unrecht unterstellt wurde, ihren 
Kindern fehle es an etwas. Aber Fehlalarme sind zu verschmerzen, wenn
echte Tragödien verhindert werden können.
Um Zeichen von Misshandlung und Vernachlässigung früh zu erkennen, 
sollten Vorsorgeuntersuchungen verbindlich werden. Wenn Kinder dort 
nicht vorgestellt werden, hilft der Hinweis der Krankenkasse ans 
Jugendamt möglicherweise Leben retten.
 Schleswig-Holstein hatte Pflichtuntersuchungen am 21. November 
eingeführt. Im Fall Darry kam diese Entscheidung zu spät. Gegen die 
buchstäblich wahnsinnige Tat der Mutter waren alle Beteiligten 
ohnehin machtlos.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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