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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zur Lage in der Möbelbranche:

Bielefeld (ots)

Ende August, also gut zwei Wochen vor dem Start
der ostwestfälischen Möbelmessen, ist er wieder erschienen, der 
»Harry Potter« des Möbelhandels. Weltweit wird der Ikea-Katalog in 
der Auflage nur noch von der Bibel und eben dem Zauberlehrling aus 
Hogwarts übertrumpft. Inhaltlich bietet er nichts Neues. Nur dass die
Preise tendenziell noch weiter nach unten korrigiert wurden...
Möbelmessen, Ikea-Katalog, Rabattschlachten: Auf den ersten Blick 
scheint es so, als gingen die Geschäfte der Möbelbranche wie immer. 
Das Gegenteil ist wahr: Die Grundlagen für Handel und Industrie haben
sich in Deutschland in kurzer Zeit in einer Weise verändert, die man,
wäre das Wort nicht so abgedroschen, als »historisch« bezeichnen 
könnte.
Da ist zum einen der Niedergang von Schieder, bisher die absolute 
Nummer 1 in Europa. Zahlreiche weitere Krisen und Insolvenzen - Weco,
Wellmann, Flötotto - kamen in kurzer Zeit dazu. Für einen 
Einkaufsverband wie die Bielefelder VME stehen damit auf einen Schlag
mehr als zehn Prozent des Umsatzes zur Disposition. Klar kommt es nur
in seltenen Fällen - und dann auch eher bei Importen aus Polen - zu 
Lieferproblemen. Schließlich ist der Sommer keine Einkaufszeit für 
Möbel - erst recht, da die Branchenkonjunktur seit den vorgezogenen 
Angstkäufen vor der Mehrwertsteuer lahmt.
Doch auch ohne Lieferprobleme sollte sich der Handel überlegen, ob er
auf Dauer mit einer Industrie leben kann, deren Rendite oft nicht 
einmal die Hürde von einem Prozent des Umsatzes nimmt. Wenn dann die 
Rohstoffpreise steigen, wird die Luft nicht nur für einen modernen 
Dinosaurier wie Schieder dünn. Man kann seinen Bedarf natürlich auch 
ganz in Fernost eindecken, wie Mode- und Spielzeughändler zeigen. Zu 
Risiken und Nebenwirkungen befragen die Händler dann am einfachsten 
Mattel.
Während der Möbelhandel eigentlich mit der Industrie nach Antworten 
auf die neuen Fragen suchen müsste, steckt er selbst in einer großen 
Umbruchphase. Österreichs Lutz-Gruppe saugt auf, was die Lust am 
Geschäft verloren hat. Die Expansion führt den Riesen jetzt sogar 
schon nach Nordrhein-Westfalen. Die Einkaufsmacht von Lutz erreicht 
inzwischen die eines mittleren Einkaufsverbandes - ein Zustand, der 
übrigens irgendwann zum Auseinanderbrechen der Begros führen könnte. 
Ihr haben sich vor Lutz unter anderem die ostwestfälischen 
Möbelhausgruppen Porta und Finke angeschlossen.
Technikfreaks schauen gebannt auf die Neuheiten der Autoindustrie. 
Wer chic sein will, starrt auf die neuesten Trends der 
Bekleidungsmode. Wen das Fernweh treibt, verfällt der 
Tourismusbranche. Was bleibt da für Möbel?
Von allem Genannten möglichst viel, dazu ein Schuss Statussymbol. 
Viele Küchen- und Hausgerätehersteller beschreiten diesen Weg bereits
mit gutem Erfolg. Andere sollten folgen. Wem es gelingt, sein Produkt
zur Marke zu machen, hat Chancen. Wer im Land von Hartz IV beim 
Preis-Wettrennen vorn ist, hat sie auch. Andere werden ausscheiden. 
Die Branche steht am Scheideweg.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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