Martina Gedeck: "Die Schauspielerei wird gern mystifiziert"
Hamburg (ots)
Diese Rolle ist etwas Besonderes: In "Der Baader Meinhof Komplex" (Kinostart: 25. September) nach dem Buch von Stefan Aust spielt Martina Gedeck die RAF-Anführerin Ulrike Meinhof. "Ich war begeistert über das Angebot", strahlt die Schauspielerin im Gespräch mit der Frauenzeitschrift FÜR SIE (20/2008; EVT: 16. September).
Um sich in Ulrike Meinhof hineinzuversetzen, habe sie deren Bücher und Briefe und überhaupt viel über die RAF-Zeit gelesen. Auch mit Tonaufnahmen von Meinhof habe sie sich beschäftigt. "Sie hatte als junge Frau eine klare, reine Stimme, fast magnetisch", stellt Gedeck fest. "Kurz vor ihrem Tod dagegen redete sie fast autistisch. Ihre Stimme klang aggressiv und gebrochen."
Gedeck selbst hat von den Jahren rund um den Deutschen Herbst wenig mitbekommen. "Ich war zu jung und politisch noch nicht interessiert", sagt die mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin. "Und im Jahr des Deutschen Herbstes war ich zum Schüleraustausch in Amerika." Ein wenig hippiemäßig habe sie in den siebziger Jahren ausgesehen, sei aber kein rebellischer Teenager gewesen. "Ich fand diese rebellische Gruppendynamik in der Schule eher unangenehm."
Von Ulrike Meinhof glaubt Martina Gedeck, dass die sich opfern wollte. "Sie folgte einer großen, radikalen Idee und ging dafür aufs Ganze", sagt die 46-jährige. "Für ihre Ziele hat sie ihr eigenes Leben vergessen." Das allerdings sei ihr wesensfremd - auch wenn man in ihrem Metier angeblich immer etwas über dem Boden schwebe. "Die Schauspielerei wird gern mystifiziert", rückt Gedeck zurecht. "Aber wenn man als Schauspieler das eigene Leben vergisst, fällt man auch auf die Schnauze."
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