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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Anschläge von Paris Terror - die neue Dimension Peter Heusch, Paris

Bielefeld (ots)

Innerhalb von nur drei Stunden einer einzigen Nacht haben fanatisierte Killer in Paris 132 Menschen getötet und 350 weitere verletzt, 98 unter ihnen lebensgefährlich. Aber so fürchterlich diese Schreckensbilanz ist, es hätte noch viel schlimmer kommen können. Inzwischen weiß man, dass mindestens ein Selbstmordattentäter sich auf den Rängen des zu diesem Zeitpunkt mit 80.000 Fußballfans voll besetzten Stadions "Stade de France" in die Luft sprengen wollte. Und zwei Komplizen standen bereit, um sich als lebende Bomben in die nach der ersten Explosion in Panik aus dem Stadion fliehenden Zuschauermassen zu werfen. Das teuflische Vorhaben scheiterte an den strengen Sicherheitsvorkehrungen, die schon seit der Anschlagsserie im Januar im ganzen Land gelten. Kein Terrorist hätte unbemerkt mit einem Sprengstoffgürtel in das Stadion gelangen können. Allein dieser Planungsfehler der Drahtzieher, die acht auf drei Kommandos verteilte Kamikaze in einer koordinierten Aktion beinahe zeitgleich losschickten, um eine möglichst breite Blutspur durch die Seinemetropole zu ziehen, hat eine ungleich höhere Zahl an Opfern verhindert. Fraglos hat der Terror auf europäischem Boden am Wochenende eine neue Dimension erreicht. Richteten sich die Attentate bislang namentlich in Frankreich gegen Symbole dessen, was den Islamisten besonders verhasst ist (Journalisten, weil sie für den demokratischen Wert der Meinungsfreiheit stehen, Ordnungshüter als Repräsentanten eines als Erzfeind angesehenen Staats oder Mitglieder der jüdischen Gemeinde), so sollten diesmal einfach nur so viele Ungläubige wie möglich getötet werden. Es war ein Angriff auf alle - Christen, Moslems, Juden, Atheisten -, die sich dem religiösen Steinzeitkodex des Islamischen Staats nicht unterwerfen wollen, ein Angriff auf unsere westliche Lebensart. Frankreichs Sicherheitsbehörden haben einen solchen Anschlag befürchtet. Abwenden konnten sie ihn dennoch nicht - trotz geltender höchster Alarmstufe, Einschränkungen der bürgerlichen Freiheitsrechte durch das im Mai verabschiedete Geheimdienstgesetz sowie der personellen und materiellen Aufrüstung der Polizei- und Geheimdienstkräfte. Es wäre billig, Letzteren jetzt Versagen vorzuwerfen, zumal sie seit dem Januar Dutzende von Attentatsversuchen vereitelt haben. Selbst in einem diktatorisch geführten Überwachungsstaat dürfte es höchst mobilen Selbstmordattentätern noch gelingen, irgendwo durch eine Lücke im Abwehrnetz zu schlüpfen. In Frankreich hat man sich seit Beginn des Jahres auf den Schutz bestimmter Ziele und Zielgruppen der Islamisten konzentriert wie religiöse und öffentliche Einrichtungen, Journalisten, Juden, Polizisten und Soldaten. Doch wie soll es möglich sein, alle Bürger zu schützen, wenn der Terror sich jetzt gegen jeden Franzosen - und illusionslos muss wohl hinzugefügt werden: gegen jeden Europäer - richtet? Selbst der nun verhängte Ausnahmezustand wird da nur die Chancen verringern können, dass Attentäter an ihr Ziel gelangen. Es steht zu befürchten, dass Frankreichs Premier Manuel Valls im Januar mit seiner düsteren Prognose richtig lag, der zufolge wir uns daran gewöhnen müssen, mit der Terrorbedrohung zu leben.

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