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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Einkommen und Kaufkraft Stadtluft macht arm BERNHARD HÄNEL

Bielefeld (ots)

Stadtluft macht frei", hieß es im Mittelalter. Ein in einer Stadt wohnender Unfreier konnte nach damaligem Recht nach Jahr und Tag nicht mehr von seinem Dienstherrn zurückgefordert werden. Lang ist's her, denn dieses Rechtsgefälle ist nur noch Geschichte. Heute gibt es ein anderes Gefälle zwischen dem ländlichen Raum und den Städten. Das Armutsrisiko ist in den Städten bedeutend höher als auf dem flachen Land, denn in der Stadt ist der Euro meist weniger wert. Nicht allein die Höhe des Einkommens entscheidet also über das Armutsrisiko, sondern zuvorderst die Kosten für Miete, Kinderbetreuung oder auch das Gläschen Bier in der Kneipe um die Ecke. Wie immer, wenn es um reale oder strukturelle Armut geht, fallen einem die neuen Bundesländer ein, in denen die Alarmstufe Rot gilt. Dass dies pauschal längst nicht mehr so ist, zeigt die aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft glasklar. Denn auch im Westen ist längst nicht alles im grünen Bereich. In Städten wie Köln, Bremerhaven, Frankfurt am Main und im Westen Berlins ist die Kaufkraftarmut häufig ausgeprägter als in vielen ostdeutschen Regionen. Westdeutscher Armutsschwerpunkt aber bleibt das Ruhrgebiet. Milliarden wurden an Investoren wie Opel oder Nokia gezahlt. Mit den bekannten Folgen. Der Mittelstand, Motor der deutschen Wirtschaft, macht einen weiten Bogen um das Ruhrgebiet. Wo die Wirtschaft mittelständisch geprägt ist, etwa in Ostwestfalen-Lippe, läuft es meist deutlich besser. Dass die Region OWL in der Studie so gut abschneidet, liegt daran wie an ihrer ländlichen Prägung. Gesicherte Einkommen - wenn auch bei weitem nicht für alle Menschen - und eine gesunde Wirtschaftsstruktur waren und sind das Erfolgsrezept für OWL. Dass Stadtluft arm macht, kann sich die Bundesrepublik nicht auf Dauer leisten. Zumal wegen der demografischen Entwicklung immer mehr Menschen in die Ballungsgebiete ziehen. Wenn 2019 der Solidarpakt ausläuft, muss neu nachgedacht werden. Nun sind die Städte dran, vornehmlich im Westen, und die Ballungsräume drum herum. Sie beherbergen viele Menschen mit Kaufkraftarmut: Arbeitslose, Alleinerziehende und Menschen mit ausländischen Wurzeln.

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