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NABU: Zerstörung von Mooren, Wäldern und Auen kostet Millionen Tschimpke: Intakte Ökosysteme sind weit unterschätzter Wirtschaftsfaktor

Frankfurt/Main (ots)

Angesichts des fortschreitenden
Artensterbens hat der NABU an Bund und Länder appelliert, den 
wirtschaftlichen Wert intakter Ökosysteme stärker in den Blickwinkel 
zu rücken. "Der Schutz der Natur darf nicht länger als lästiger 
Kostenfaktor betrachtet werden. Intakte Lebensräume sind 
Gratis-Dienstleister für gesunde Luft, sauberes Wasser und Böden. 
Anstatt sie zu erhalten, werden sie zerstört. Die entstehenden 
Folgeschäden müssen dann aber alle bezahlen. Das ist absurd", sagte 
NABU-Präsident Olaf Tschimpke anlässlich der NABU-Konferenz 
"Biologische Vielfalt 2010: Fast Weg? Neue Wege aus alter Krise" in 
Frankfurt am Main. Rund 200 Vertreter aus Gesellschaft, Politik, 
Wirtschaft und Wissenschaft, darunter Bundesumweltminister Norbert 
Röttgen, befassten sich bei der NABU-Konferenz mit Lösungen und 
Konzepten zum nationalen und internationalen Artenschutz.
NABU-Präsident Tschimpke verwies auf die Bedeutung intakter Moore,
Wälder und Auen für den Naturschutz. "Ihre Zerstörung verursacht 
nicht nur Millionenkosten, sondern erschwert gleichzeitig das 
Erreichen der Klimaziele", so Tschimpke. Neben Wäldern seien vor 
allem Moore ein wichtiger Faktor für den Klimaschutz. Mehr als 30 
Prozent schädlicher Klimagase in der Landwirtschaft entstünden allein
durch die Entwässerung von Moorböden.
Ferner forderte der NABU einen Biodiverstitäts-Check bei 
Gesetzesvorhaben, um die Folgen für die biologische Vielfalt 
transparent zu machen und mögliche Schäden zu verhindern. Das 
Spar-Potenzial hierbei sei enorm, wie das Bundesamt für Naturschutz 
errechnet habe. So wurden beispielsweise allein durch 350 
Quadratkilometer wiedergewonnene natürliche Überflutungsfläche an der
Elbe jährlich 37 Millionen Euro Kosten für Klärleistung eingespart. 
Insgesamt könnte an der Elbe durch eine konsequente 
Deichrückverlegung sogar bis zu eine Milliarde Euro im 
Hochwasserschutz gespart werden.
Der NABU appellierte an Bundesumweltminister Norbert Röttgen, die 
Biodiversitätsstrategie nun mit dem geplanten "Bundesprogramm 
Biologische Vielfalt" zügig voranzubringen und sich bei seinen 
Kabinettskollegen für einen ressortübergreifenden Naturschutz stark 
zu machen. Nach NABU-Schätzung werden rund 300 Millionen Euro pro 
Jahr dafür benötigt. Die Mittel müssten aus Umschichtungen im Agrar- 
und Verkehrsetat, dem Abbau schädlicher Subventionen sowie bis zu 
zehn Prozent aus Erlösen der Versteigerung von Verschmutzungsrechten 
kommen. Ferner müsse die Bundesregierung die Wiedervernetzung 
natürlicher Lebensräume in die Bundesverkehrswegeplanung einbeziehen 
und Auen als "Autobahnen der biologischen Vielfalt" sichern und 
revitalisieren.
"Der Verlust der biologischen Vielfalt zählt neben dem Klimawandel
zu den dringlichsten globalen Politikfeldern und damit zu den 
zentralen Herausforderungen unserer Zeit", sagte der 
Bundesumweltminister in seiner Ansprache. Röttgen: "Mit dem 
Bundesprogramm Biologische Vielfalt sollen Schutz und nachhaltige 
Nutzung der biologischen Vielfalt verbunden sowie innovative Ideen 
und Konzepte entwickelt und erprobt werden." Als Beispiele nannte er 
die Sicherung von Ökosystemdienstleistungen, Synergieeffekte zwischen
biologischer Vielfalt und Klimaschutz und die Bewahrung von Arten, 
Lebensräumen und Landschaften, für die Deutschland international eine
besondere Verantwortung trägt.
"Einen Schwerpunkt werden wir in den nächsten vier Jahren bei der 
Vernetzung ökologisch besonders wertvoller Gebiete in einem 
Verbundsystem setzen. Es wird ein Bundesprogramm Wiedervernetzung als
Grundlage für den Bau von Querungshilfen im Bundesverkehrswegenetz in
den wichtigsten Lebensraumkorridoren ausgearbeitet", so Röttgen. Auch
die Durchgängigkeit der Flüsse für wandernde Fische sollte 
wiederhergestellt,  natürliche Auen sollten reaktiviert und 
Flusstäler, wo immer möglich, renaturiert werden.
In Deutschland ist die Bilanz beim Schutz von Arten- und 
Lebensräumen weiterhin ernüchternd: 72,5 Prozent der Lebensräume in 
Deutschland sind gefährdet und damit viele Tiere, Pflanzen und Pilze,
die in ihnen leben. 40 Prozent unserer Tierarten stehen auf der Roten
Liste, drei Prozent sind bereits ausgestorben. Jede zweite 
einheimische Vogelart gilt als gefährdet, und 30 Prozent unserer 
Farn- und Blütenpflanzen sind gefährdet oder bereits ausgestorben.
Vor diesem Hintergrund forderte NABU-Artenschutzreferent Magnus 
Wessel "eine starke Allianz für den Naturschutz". Nur wenn Politik, 
Wirtschaft und Gesellschaft bereit seien, sich dem Naturschutz als 
Gemeinschaftsaufgabe zu widmen, werde es im Jahr 2010, dem UN-Jahr 
der Biologischen Vielfalt, einen Schritt vorangehen im Kampf gegen 
das Artensterben.
Originaltext vom NABU

Pressekontakt:

Magnus Wessel, NABU-Referent für Natur- und Artenschutz, Tel.:
030/2849841618, mobil 0172/9422694

Original-Content von: NABU, übermittelt durch news aktuell

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