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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Dagmar Unrecht zu Hunger

Regensburg (ots)

Jeder neunte Mensch auf dieser Welt hungert, alle zehn Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Mangel- und Unterernährung. Es ist schwer, das Leid, das hinter diesen Zahlen steht, zu erfassen. Noch schwerer ist es, daraus eine gute Nachricht abzuleiten: Nach Einschätzung der Welthungerhilfe nimmt der Hunger in der Welt seit 1990 kontinuierlich ab. Das ist für die mehr als 800 Millionen Menschen, die abends mit leerem Magen ins Bett gehen und hungrig wieder aufwachen, kein Trost. Sie sind gefangen im Teufelskreis aus Armut, fehlender Bildung, Klimawandel, Krieg und Ausbeutung. Die Ursachen für Hungernöte sind vielfältig, vor allem aber sind sie von Menschen gemacht. Mehr als 50 Millionen Frauen, Männer und Kinder sind laut der Vereinten Nationen auf der Flucht. Wo es Kriege und bewaffnete Konflikte gibt, ist der Hunger nicht weit. Hunger ist aber auch eng mit Armut verknüpft. Wer auf dem Land lebt, zum Beispiel in der südlichen Saharazone Afrikas, hat oft nicht genug fruchtbare Ackerfläche, um sich und seine Familie zu ernähren. Stattdessen eine Arbeit zu suchen, ist auch keine Lösung: Die Menschen werden in ihrer Not mit Hungerlöhnen abgespeist und so fehlt ihnen wieder das Geld für Nahrung. Dazu kommt, dass der Klimawandel viele Ernten zerstört - vor allem durch Dürre und Überschwemmungen. Fruchtbare Felder werden außerdem oft nicht zum Anbau von Nahrungsmitteln verwendet, sondern für Biospritpflanzen, Futtermais und Soja für Nutztiere, um den Fleischhunger der westlichen Welt zu stillen. Das bringt mehr Geld. Lebensmittel sind lukrative Waren und beliebte Spekulationsobjekte. An den Börsen wird auf steigende oder auch fallende Nahrungsmittelpreise gewettet, weil sich damit schnell Gewinne erzielen lassen. Die bittere Folge: Grundnahrungsmittel werden teurer. Die Leidtragenden sind wieder die Ärmsten der Armen. Die westliche Welt lebt unterdessen im Überfluss. Lebensmittel sind hierzulande günstig. Am Wochenende stapeln sich die Werbeblättchen der Discounter im Briefkasten, voll mit Billigangeboten. Es ist kein Wunder, dass das Pendel in die andere Richtung ausschlägt: Menschen in den Industrieländern werden immer dicker. Die Folgen sind Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Herzkreislauferkrankungen, Bluthochdruck etc. Dazu kommt, dass Berge von Lebensmitteln im Müll landen. Die mengenmäßige Versorgung von Menschen mit Nahrung ist das eine, aber wie sieht es mit der Qualität des Essens aus? Der Welthunger-Index spricht bei Mangelernährung von "verstecktem Hunger". Dann fehlen wichtige Mineralien und Vitamine, die Nahrung ist einseitig und besteht etwa nur aus Reis oder Hirse. Kinder leiden besonders, sie werden krank und entwickeln sich nicht richtig. Für sie kann Mangelernährung lebensbedrohlich werden. In einer weit weniger dramatischen Form gibt es das Phänomen aber auch bei uns. Vor allem Jungen und Mädchen aus schwierigen sozialen Verhältnissen sind betroffen. Viele gehen ohne Frühstück in die Schule, zu Hause wird nicht gekocht, frisches Obst und Gemüse kommt auch nicht auf den Tisch. Ein Armutszeugnis für ein reiches Land. Das Wissen und die Technik, um die gesamte Weltbevölkerung zu ernähren, wäre vorhanden. Was fehlt, ist der Wille. Zu groß sind Profitdenken und Gleichgültigkeit. Hilfe für arme Regionen, zum Beispiel beim Aufbau einer vernünftigen Landwirtschaft, gibt es zwar. Doch die Bemühungen vieler Hilfsorganisationen laufen ins Leere, solange sie von Regierungen konterkariert werden. Die Politik sollte sich das Motto der Welthungerhilfe zu Herzen nehmen: "Die Welt isSt nicht gerecht! Ändern wir's!"

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