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Mittelbayerische Zeitung: Gefällt mir Facebooks Börsengang gibt der Branche einen Schubund kann sogar Datenschützern Freude machen. Leitartikel von Holger Schellkopf

Regensburg (ots)

Wenn es um Facebook geht, sind die Rekorde nicht weit. Nach Jahren des sprunghaften Nutzerwachstums steht der nächste Superlativ ins Haus. Auch wenn es noch nicht einmal einen konkreten Termin gibt, steht bereits jetzt fest, das es sich um den bisher größten Börsengang eines Internet-Unternehmens handeln wird. Selbst wenn es beim recht defensiven Volumen von fünf Milliarden Dollar bleibt, werden die Facebook-Aktien eine ganze Reihe von Leuten ziemlich schnell ziemlich reich machen. Der gerade mal 27 Jahre alte Mark Zuckerberg wird dann rund 28 Milliarden Dollar schwer sein, eine beachtliche Zahl seiner Mitarbeiter und Partner werden in den Kreis der Multimillionäre einziehen. Im Netz macht zum Beispiel die Geschichte eines Grafikers die Runde, der für seine Arbeit lieber mit Aktienoptionen als mit Geld bezahlt werden wollte - der Börsengang wird ihn für seine Weitsicht mit rund 200 Millionen Dollar belohnen. Neben solchen persönlichen Erfolgsgeschichten wird aber vor allem eine ganze Menge Geld in die digitale Wirtschaft gespült werden. Facebook selbst braucht für seine weitere Entwicklung viele gute Mitarbeiter. Gerade im Entwickler-Bereich handelt es sich da jedoch um seine sehr rare Ressource. Die branchenübliche Vorgehensweise, zur Beschaffung guter Leute einfache ganze Firmen zu kaufen wird Zuckerberg mit dem Börsengang wesentlich leichter fallen. Besonders im Kampf der Giganten mit Google und Apple wird da jeder Dollar gebraucht. Zuckerberg selbst beschreibt den Wettbewerb um die Nutzer im Börsenprospekt ein wenig zu idealistisch. Es gehe nicht darum, Dienste zu entwickeln, um Geld zu verdienen. Man wollen stattdessen Geld verdienen, um bessere Dienste zu entwickeln. Auch wenn dieser caritative Ansatz nicht sonderlich glaubhaft erscheint, bleibt am Ende: Das Unternehmen wird Innovation vorantreiben. Hinzu kommt, dass die frisch gebackenen Multimillionäre aus dem Kreise der Angestellten selbst auf dem Markt aktiv werden. Neue Projekte, neue Firmen werden aufgebaut, zusätzliche Jobs entstehen. Der Weg des Unternehmens von der Studenten-Idee zum Milliarden-Unternehmen sorgt gleichzeitig dafür, dass soziale Netzwerke endgültig als Geschäftsmodell etabliert sind. Das Web 2.0 wird nun auch von der Börse ernst genommen, die gesamte digitale Branche wird dadurch einen Schub erhalten. Facebook ist aber trotz seiner Erfolgsgeschichte auch ein gutes Beispiel für die Unsicherheit des Geschäfts. Eine Milliarde Dollar hat das Unternehmen 2011 an Gewinn eingespielt - das ist viel, entspricht aber dennoch gerade mal dem Verdienst von Apple im Weihnachtsgeschäft. Um den Börsenerwartungen gerecht zu werden, muss das Netzwerk mit seinen weit über 800 Millionen Nutzern schon wesentlich mehr Geld verdienen. Dabei gilt es künftig vorsichtiger vorzugehen als dies bisher geschehen ist. Die Nutzer sind das höchste Gut des Unternehmens, die Kommunikation unter ihnen das zentrale Funktionsmodell. Wird diese Kommunikation durch zu viel oder zu platten Kommerz unterbrochen, werden die Nutzer ganz schnell unerfreut reagieren. Gleichzeitig werden Anleger die ständigen Streitereien um (vermeintlich oder tatsächlich) mangelhaften Datenschutz kaum goutieren. Auch an dieser Stelle wird Facebook künftig vorsichtiger agieren müssen. So gesehen ist der Börsengang sogar für die fast schon hysterischen Mahner aus der Datenschützer-Ecke ein Grund, den "Gefällt mir"-Button zu drücken.

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