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Neue OZ: Kultur-Kommentar

Osnabrück (ots)

Friede seiner Asche
Ein türkischer Minister fordert die Gebeine des heiligen Nikolaus 
- und beweist damit: Dass Reliquien sich zur Provokation eignen, hat 
er bestens verstanden. Respekt, kann man da nur sagen. Denn was das 
Abendland so alles mit seinen toten Heiligen angestellt hat, ist 
heute selbst für Christenmenschen kaum noch zu begreifen.
Schon dass die Großen des Glaubens überhaupt ausgegraben wurden, 
kommt uns heute wenig fromm vor. Eine handfeste Profanisierung der 
Heiligen war es dann, dass ihre Knochen zum hart umkämpften, gern 
gefälschten und nach Wert klassifizierten Wirtschaftsgut wurden. 
Fingernägel waren erstklassig, Foltergeräte der Märtyrer 
zweitklassig. Die Hoffnung auf die Heilkraft des Gebeins schließlich 
scheint dem Fetisch näher als dem Sonntagsgottesdienst.
Und doch hat der ruppige Umgang mit den Heiligen Kunstwerke 
hervorgebracht, die weiter zu uns sprechen. So fremd uns das 
mittelalterliche Denken dahinter auch geworden sein mag. Macht das 
die Überreste aus dem vierten Jahrhundert zum Kulturgut? Kaum. Der 
Tote bleibt ein Toter. Und für den - da sind die Weltreligionen sich 
einig - gilt der Grundsatz: Friede seiner Asche.

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