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WAZ: Krebsoperation nach Spende Die Willkür eines Arztes - Leitartikel von Petra Koruhn

Essen (ots)

Das Vorgehen von Prof. Broelsch schockiert.
Krebstherapie nach Spende - sollte das stimmen, "ist das unglaublich 
dämlich", so ein Leitender Arzt.
Nicht geistige Einfalt war es, die Broelsch dazu bewegt hat, 
sondern: Willkür. Broelsch ist ein Macher, ein Megastar. Einer, der 
in den USA zur Kultfigur aufstieg. Dass Essen es schaffte, dieses 
Alphatier zu binden - ein Coup. Broelsch, zwar hoch umstritten, 
förderte die Entwicklung der Lebendspende (Teile eines Organs werden 
transplantiert, die für den Spender nicht lebenswichtig sind) als 
eine Antwort auf den engen Organ-Markt. Und machte sich Feinde, als 
er Spender mit Geld locken wollte. Er hat lange in den USA gelebt. Da
ist die Kreativität, an Gelder zu kommen, groß.
Doch die Spenden-Nummer ist "etwas, das sich außerhalb jedes 
geltenden Rechts befindet", so Rudolf Henke von der Ärztevertretung 
Marburger Bund. Außerhalb einer staatlichen Gebührenordnung für 
Selbstzahler, die als Schutz gegen Abzocke dient. Selbstzahlen, 
Privileg der Privaten, ist das jetzt Bedingung, um auch als 
Kassenpatient die nötige Behandlung zu erhalten? Rechtlich nicht. Ein
Kassenpatient hat Anspruch auf eine Behandlung, die a) nötig ist, b) 
zweckmäßig, c) ausreichend und d) wirtschaftlich ist. Was ist 
ausreichend? Böse formuliert: Muss es bei der Kniegelenkarthrose ein 
Gelenkersatz sein oder reicht vielleicht ein Holzbein? Das Geld 
entscheidet.
Kliniken stehen unter einem enormen finanziellen Druck. Allein 
von 1995 bis 2004 stiegen die medizinischen Kosten um 47,5 Milliarden
auf 234 Milliarden Euro. Die Gesetzlichen Krankenkassen reduzierten 
ihren Anteil von 60 von 56 Prozent (2004: 131,6 Milliarden Euro). 
Dennoch zählt Deutschland (noch) zu den besten medizinischen 
Versorgern. Jeder Kranke erhält im Normalfall die lebenswichtige 
Hilfe. Wie auch jeder Krebskranke im Normalfall die nötige Therapie 
erfahren wird. Gut, es gibt Wartezeiten, um die Kosten niedrig zu 
halten. Aber längst nicht jede Krebsoperation muss sofort vorgenommen
werden. Die Psyche leidet dabei. Doch das Interesse der Klinik ist 
Wirtschaftlichkeit, ist Überleben.
Eine Wunschmedizin ist für die Vollkaskoversicherung, wie wir sie
leisten, nicht drin. Sie könnte für "Standard einfach" reichen. Für 
eine Bestversorgung aber werden wir noch tiefer in die Tasche greifen
müssen. Auch wenn es schmerzt - statt für den Urlaub muss das Geld 
mal für die neue Hüfte angelegt werden. Schön ist das nicht. Aber - 
im Gegensatz zur Willkür eines Arztes - ein ehrliches Geschäft.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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