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WAZ: Südwest-CDU zurechtgewiesen: Merkel beendet Geschichtsklitterei - Leitartikel von Hendrik Groth

Essen (ots)

Sie hat schnell reagiert und unmissverständlich klar
gemacht, was sie von dem kruden Geschichtsverständnis einer Vielzahl 
von südwestdeutschen Konservativen hält, die Mitglieder der CDU in 
Baden-Württemberg sind. Nämlich nichts. Bundeskanzlerin Angela Merkel
hat bemerkenswert deutlich den dortigen Ministerpräsidenten Günther 
Oettinger gerügt, der mit seiner Trauerrede für den verstorbenen 
Hans-Karl Filbinger für Aufregung bis Empörung gesorgt hat.
Trotz Oettingers gesetzter Worte, die den früheren Marinerichter 
in geradezu absurder Weise in die Nähe des Widerstandskämpfers 
rückten, haben sich prominente Vertreter der Landes-CDU in peinlicher
Weise hinter den amtierenden Regierungschef gestellt. Dass 
erzkonservative Politiker von vorgestern wie Gerhard Mayer-Vorfelder 
dies tun, überrascht nicht, aber auch Finanzminister Gerhard 
Stratthaus zeigt sich erstaunt, dass eine Debatte über Filbinger und 
dessen Rolle in der Nazizeit nun wieder aufflammt. Das sollte ihn 
nicht wundern, denn schließlich hat sich die Südwest-CDU nie dieser 
Geschichte gestellt, wie es auch Stratthaus unfreiwillig jetzt wieder
dokumentiert. Er druckst herum, dass er nicht beurteilen könne, ob 
jede Formulierung notwendig gewesen sei.
Auch wenn die CDU-Vorsitzende Merkel nicht gerade über ein 
herzliches Verhältnis zu Oettinger verfügt, ihre Reaktion ist in 
erster Linie nicht persönlich motiviert. Merkels Vorgehen macht 
deutlich, dass sie keine zweite Affäre Hohmann haben will, bei der 
die Union Ende 2003 monatelang mit dem antisemitischen Geschwätz 
ihres Ex-Bundestagsabgeordneten in den Medien konfrontiert wurde. 
Damals hat Merkel gezaudert und erst spät die Notbremse gezogen. 
Jetzt zeigt sie, dass es ihr nicht egal ist, wenn von CDU-Mitgliedern
versucht wird, die Geschichte umzudeuten oder gar zu verfälschen. 
Applaus von Rechtsaußen ist unerwünscht.
Viele Freunde wird sich Merkel am Neckar nicht machen, 
letztendlich ist sie bei der dortigen Männerriege mit 
Burschenschaftshintergrund immer noch das Mädchen aus der Uckermark, 
die ohnehin eher auf die Meinung der Oettinger-Rivalin Annette 
Schavan zählt. Oettinger, der trotz Rücktrittsforderungen im Amt 
bleiben wird, droht allerdings eine andere Gefahr. Wegen seiner 
sprachlichen Verrenkungen könnte er unfreiwillig Nachfolger von 
Edmund Stoiber werden, der in näherer Zukunft sein Amt abgeben wird. 
Wo Stoiber jedoch über Kabarett-Format verfügt, ist es bei Oettinger 
einfach nur ärgerlich.

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Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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