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WAZ: 20 Jahre Frauenpolitik vom Amt: Auf dem Weg nach oben - Leitartikel von Sigrid Krause

Essen (ots)

Machen wir uns nichts vor: Von Gleichberechtigung
oder gar Gleichstellung - im Beruf, in der Politik, in der 
Gesellschaft - sind die Frauen in diesem Land noch ziemlich weit 
entfernt. Aus aktuellem Anlass (8. März! Frauentag!) wird gerade 
wieder gern daran erinnert: Frauen sind in den Führungsetagen auch 
großer Konzerne willkommen als kluge, kompetente Zuarbeiterinnen, 
doch in den Vorstandsrunden bleiben die Männer unter sich. Und die 
wenigen, die bis ins Management vorgedrungen sind, bekommen für ihre 
Arbeit ein Viertel weniger Geld als der Mann nebenan.
Trotzdem zeigt der Blick zurück: Einiges ist doch passiert. 
Frauen dürfen wählen und gewählt werden (seit 1918). Frauen wurden 
Minister (die erste 1961, als Konrad Adenauer der Juristin Elisabeth 
Schwarzhaupt die Gesundheitspolitik übertrug).
Auch das erste Familienministerium übertrug "der Alte" einer 
Parteifreundin: Aenne Brauksiepe. Die stritt schon 1968 energisch für
Ganztagsschulen - damit Frauen auch mit Kindern ihren Beruf ausüben 
können.
Nun also feiern wir eine weitere Errungenschaft: 20 Jahre 
Frauenministerium. Nicht eine der Linken, die für Frauenrechte auf 
die Straßen gingen, sondern wieder eine Konservative erhielt den 
Ritterschlag: Rita Süssmuth, die belächelte Professorin mit den 
Puffärmeln. Sie war es, die die systematische Förderung von Frauen im
Kabinett auf die Tagesordnung setzte und gegen alle Widerstände 
verfolgte.
Heute sind wir wieder weiter: Deutschland wird von einer 
Kanzlerin regiert - und kaum einer guckt mehr hin. Sie macht ihren 
Job erstaunlich gelassen und beobachtet (hoffentlich amüsiert), wie 
Männer mit Ambitionen um aussichtsreiche Startlöcher rangeln. Und sie
hält ihrer Mitstreiterin, der Familienministerin, den Rücken frei für
die Systemfrage an die echten Kerle im Land. Wenn die tatsächlich 
alles könnten, dann könnten sie ja wohl auch Windeln wechseln, sagt 
die Frau und Mutter lächelnd und mit provozierendem Charme.
Also alles im Lot? Der Weg der Frauen nach oben frei? Rita 
Süssmuth warnt vor jedem Anflug von Euphorie: Ein Rückfall, sagt sie,
sei jederzeit möglich.
Echte Gleichberechtigung, hat eine andere kluge Frau laut 
gedacht, sei dann erreicht, wenn in Toppositionen genau so viele 
mittelmäßige Frauen sitzen wie mittelmäßige Männer. Wann das sein 
wird? Abwarten. Und weiterbohren, zäh, geschickt, gelassen, 
unermüdlich. Weiblich eben. Wie sonst?

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