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WAZ: In Europa geht es um Anstand. Kommentar von Lutz Heuken zur Flüchtlingssituation

Essen (ots)

Wer die Bilder aus Mazedonien sieht, wo total überforderte Polizisten Bürgerkriegs-Flüchtlinge aus dem Nahen Osten behandeln wie Vieh, die Bilder aus Ungarn, wo sich Flüchtlinge an neu verlegtem Stacheldraht böse Wunden zuziehen, und die Bilder aus Budapest, wo verzweifelte und völlig erschöpfte Menschen Züge stürmen, die sie nach Deutschland bringen sollen, der kann nur sagen: Europa soll sich schämen. Welch ein Versagen der Gemeinschaft der 500 Millionen EU-Europäer! Welch eine Schande für die EU, die doch mehr sein will als ein Markt, die Menschenrechte in aller Welt anmahnt und die Vorbild für andere Völker-Bünde sein will. Und die so jämmerlich versagt, wenn es darum geht, einigen Hunderttausend Menschen Zuflucht zu bieten vor der Hölle ihrer syrischen, afghanischen oder irakischen Heimat. In Deutschland haben fast all diese Menschen Recht auf Asyl. Warum aber müssen sie sich dann auf den quälenden, oft lebensgefährlichen Weg in die Freiheit machen? Warum ertrinken sie im Meer, ersticken in Lkw? Warum bemühen sich einige Länder wie Schweden und Deutschland um diese Menschen, während sich andere - wie Polen und die baltischen Länder - vor ihrer moralischen Verantwortung drücken. Das unwürdige Geschacher um die Flüchtlinge erweckt den Eindruck, dass dieses große Europa wegen dieser Menschen vor dem finanziellen Kollaps und dem organisatorischen Chaos steht. Die Flüchtlinge erscheinen so als Bedrohung unserer Lebensweise und unseres Wohlstandes. Wundert es da, wenn sich Rechtsextremisten berufen fühlen, Flüchtlinge anzugreifen? Doch wie sieht die Realität aus: Selbst in Deutschland, das in diesem Jahr 800000 Flüchtlinge erwartet, kommt nur 1 Flüchtling auf 100 Einwohner. Und das soll ein reiches Land, das soll eine reiche Europäische Union überfordern? Eine Union, die Milliarden und Milliarden ausgibt, um Banken zu retten? Nein, in der Frage der Flüchtlinge geht es in Europa nicht um den Wohlstand. Es geht um Anstand.

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