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WAZ: Die EU und Merkel in Afrika: Neue Politik dringend gesucht - Leitartikel von Hendrik Groth

Essen (ots)

Es sind so hübsche Bilder. PR-Profis wissen: Kinder
ziehen immer, egal wann, egal wo, kleine farbige Mädchen mit ihren 
kugelrunden Augen und dem herzerfrischenden Lachen sowieso. Die 
Kanzlerin sitzt deshalb gut gelaunt in einer äthiopischen 
Schulklasse. Der Tenor der Botschaft lautet für das Publikum in der 
Heimat: "Wir kümmern uns um Afrika, die Probleme Afrikas sind die 
Probleme Europas. Echte Partnerschaft usw. usw." Leider sind das die 
Platitüden, die verschleiern, dass der industrialisierte Norden mit 
dem riesigen Kontinent im Süden macht, was er will.
Zyniker (oder sind es Realisten?), die nicht in Merkels 
Regierungsjet sitzen, vermuten hinter der plötzlichen Reisediplomatie
einen ganz besonderen Grund. China greift unverhohlen nach 
afrikanischen Rohstoffen und deshalb muss Europa schleunigst etwas 
tun, damit die eigenen Interessen gewahrt bleiben. Deshalb in Kürze 
der EU-Afrika-Gipfel in Portugal, deshalb die Reise von Merkel nach 
Äthiopien, Südafrika und Liberia.
Natürlich ist es richtig, die schlimme Lage der Menschenrechte in
Simbabwe anzusprechen. Nur: Europa und die Welt schauen seit über 
vier Jahren dem Morden in der sudanesischen Provinz Darfur zu, 
verbale Verrenkungen inklusive. Der sudanesische Ölreichtum hat 
durchaus Einfluss auf eine sehr selektive Wahrnehmung Afrikas in den 
Hauptstädten. Das heruntergewirtschaftete Simbabwe ist einfach 
leichter zu kritisieren. Bei einem WAZ-Besuch nannte der enge 
Vertraute von Südafrikas Ex-Präsidenten Nelson Mandela, Dennis 
Goldberg, die Politik des reichen Nordens "verlogen". Den G-8-Gipfel 
von Heiligendamm nannte er mit Blick auf die Beschlüsse in Richtung 
seines Kontinents "Scheinheiligendamm".
Goldberg hat einen unverdächtigen Verbündeten, nämlich den 
deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler. In seiner jüngsten Berliner
Rede war Köhler sehr deutlich. Eine Milliarde Menschen leben in 
Afrika, sie haben nicht mehr Einkommen als die Menschen in Bayern und
Baden-Württemberg. Dumpingpreise zerstören heimische Märkte. Europa 
fischt Afrikas Küsten leer und reagiert, so Köhler, mit Erstaunen, 
Mitleid und einem Gefühl der Belästigung, wenn immer mehr Afrikaner 
sich in Nussschalen auf den Weg über das Meer machen, um Not und 
Elend zu entfliehen. Köhler fordert ein Miteinander auf Augenhöhe. Er
kennt die internationale Politik gut genug, um zu wissen, dass seine 
Appelle wenig ausrichten werden. Besuche in Schulklassen hin oder 
her.

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Telefon: (0201) 804-8975
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