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EKD - Evangelische Kirche in Deutschland

Unverzagt die Stimme erheben./. Wolfgang Huber berichtet vor der Synode

Hannover (ots)

Das Verhältnis zu den Muslimen, die Debatte um
die Gottesfrage, die der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins 
angestoßen hat, ebenso wie die Fragen des Kreationismus und die 
Herausforderung der Kinderarmut in Deutschland bildeten Schwerpunkte 
des Ratsberichtes vor der 6. Tagung der 10. Synode der Evangelischen 
Kirche in Deutschland (EKD). Der Vorsitzende des Rates der EKD, 
Bischof Wolfgang Huber, hat seinen mündlichen Bericht vor der Synode 
mit einem Zitat aus einem Paul-Gerhardt-Gedicht überschrieben: 
"Unverzagt und ohne Grauen". So solle die Haltung evangelischer 
Christen angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen sein, 
betonte Huber am Sonntag, 4. November, im Internationalen Congress 
Center Dresden.
"Religiöse Pluralität ist der Ernstfall der Religionsfreiheit", so
der Ratsvorsitzende im Blick auf den Dialog mit dem Islam in 
Deutschland. Die evangelische Kirche bejahe die freie 
Religionsausübung von Muslimen, dies sei in letzter Zeit besonders an
der Frage des Moscheebaus zu verdeutlichen gewesen. Allerdings 
"schließt das Ja zum Bau von Moscheen die kritische 
Auseinandersetzung über den Ort und die Größe, die Gestaltung oder 
die Anzahl nicht aus." Huber warnte davor, kritische Äußerungen in 
diesem Zusammenhang mit islamophoben oder sogar rechtsextremen 
Einstellungen in Verbindung zu bringen. Er kündigte eine intensive 
Auseinandersetzung mit dem Offenen Brief an, der Mitte Oktober von 
138 Islamgelehrten an Vertreter der Weltchristenheit gerichtet wurde.
Vorschlägen, das Verhältnis zum Islam in Entsprechung zum 
jüdisch-christlichen Verhältnis zu betrachten, erteilte der 
Ratsvorsitzende eine Absage. Das jüdisch-christliche Verhältnis werde
von der EKD theologisch als einzigartig betrachtet. "Diese Einsichten
einer christlichen Theologie nach Auschwitz dürfen auch angesichts 
neuer Herausforderungen im Gespräch mit dem Islam nach meiner festen 
Überzeugung nicht zur Disposition gestellt werden. Das gewonnene 
Verhältnis zwischen Christen und Juden muss vielmehr in seiner 
Einzigartigkeit bewahrt und weiterentwickelt werden."
Im Zusammenhang mit den Diskussionen um den Kreationismus, der 
"die biblischen Schöpfungsberichte zu einer quasiwissenschaftlichen 
Welterklärungstheorie" umdeute, warnte Wolfgang Huber vor der 
Trennung von Glaube und Vernunft. Wenn "ein zur Weltanschauung 
missdeuteter Glaube an die Stelle der wissenschaftlichen Vernunft" 
trete, werde das Bündnis von Glaube und Vernunft aufgekündigt. Aus 
Gründen des Glaubens sei solchen Bestrebungen gegenüber "klarer 
Widerspruch notwendig".
Die Theorien der "neuen Atheisten" wie Richard Dawkins oder 
Christopher Hitchens seien ein ähnlicher "ideologischer Missbrauch". 
Der grundlegende Fehler in dieser Debatte liege darin, dass der 
Schöpfungsgedanke nicht als Thema des Glaubens, sondern des Wissens 
angesehen werde. Dagegen stellte der Ratsvorsitzende fest: "Der 
Glaube richtet sich auf die Wirklichkeit im Ganzen; er hat es mit dem
Grund der Welt wie meines persönlichen Lebens zu tun. Ihm verdanke 
ich die Weltgewissheit wie die Daseinsgewissheit, die meinem Leben 
Sinn verleihen." Unter Wissen sei dagegen das Erfahrungswissen zu 
verstehen, das durch Beobachtung und Experiment erworben werde. 
"Dieses Erfahrungswissen ist an die Bedingungen von Raum und Zeit 
gebunden; der Glaube dagegen richtet sich auf die Wirklichkeit 
Gottes, die Raum und Zeit umgreift und übersteigt." Glaube bleibe 
zwar auf das Wissen bezogen und angewiesen. "Aber er ist nicht mit 
ihm identisch - das ist der entscheidende Punkt." Glaube und Wissen 
seien bewusst voneinander zu unterscheiden, treten aber damit nicht 
beziehungslos auseinander, werden also nicht voneinander getrennt: 
"Gott ist kein naturwissenschaftliches Postulat." Im Schulunterricht 
sei es am günstigsten, wenn das Verhältnis von Schöpfungsglaube und 
Evolutionstheorie in "interdisziplinären Unterrichtsprojekten" 
behandelt werden könnte.
Im Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche gebe es einerseits 
Grund zur Dankbarkeit für das in Deutschland bereits Erreichte; dies 
gelte es zu bewahren und weiterzuentwickeln. Aber dem ökumenischen 
Klima sei durch das im Sommer veröffentlichte Papier des Vatikan zu 
Fragen des Kirchenverständnisses "kein guter Dienst erwiesen" worden.
Wolfgang Huber äußerte Respekt für die Deutungsversuche von Kardinal 
Walter Kaspar, auch Kardinal Lehmann habe seinerseits deutlich 
gemacht, warum man über den durch dieses Dokument geprägten Zustand 
hinauskommen müsse. "Gleichwohl rufen die vatikanischen Äußerungen 
Fragen im Blick auf die leitende ökumenische Zielsetzung wach." Der 
Ratsvorsitzende bekräftigte seinen Vorschlag eines ökumenischen 
Weges, der sich in drei Perspektiven bündeln lasse: eine Ökumene der 
gemeinsamen Spiritualität, eine Ökumene des wechselseitigen Respekts 
sowie eine Ökumene des gemeinsamen Handelns.
Huber wies darauf hin, dass sich die Zahl armer Kinder in 
Deutschland seit Einführung des Arbeitslosengeldes II verdoppelt 
habe. "Die jüngste Statistik des Deutschen Kinderschutzbundes belegt 
ein Drama in unserem Land." Der Ratsvorsitzende sprach sich für ein 
"verlässliches Instrument zur Darstellung der Kinderarmut" aus. Nötig
seien entschiedene Schritte, um die strukturellen Gründe dieser Armut
zu überwinden.
Dresden, 3. November 2007
Pressestelle der EKD
Silke Römhild

Pressekontakt:

Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de

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