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BERLINER MORGENPOST: Deutliches Signal an den Iran Leitartikel von Michael Stürmer über die israelischen Luftangriffe und den Bürgerkrieg in Syrien

Berlin (ots)

Es muss schwer gerumst haben in der Nacht auf Sonntag, westlich von Damaskus, und der Nachthimmel war noch lange hell erleuchtet von den Explosionen unweit des Flughafens. Was brannte, waren iranische Mittelstreckenraketen, die der schwer bedrängte Bashar al Assad wahrscheinlich an die Hesbollah im Südlibanon liefern wollte. Auch wenn die Einzelheiten sich bisher im Nebel des Krieges verbergen, ist kaum ein Zweifel, dass es die israelische Luftwaffe war, welche die Raketen am Boden und im Boden vernichtet hat.

Es war Notwehr. Denn die Reichweite dieser Raketen umfasst ganz Israel. Mit chemischen Gefechtsköpfen bestückt, bedeuten sie tödliche Bedrohung. Die israelischen Jagdbomber haben dagegen nicht nur die von Russland gelieferte Luftabwehr der Syrer überwunden, sondern offenbar auch bunkerbrechender Superwaffen eingesetzt. Dass diese aus amerikanischen Lieferungen stammen, ist anzunehmen. Damit signalisieren die USA zugleich den Iranern, dass ihre Nuklearrüstung auch in den tiefsten Bergverstecken nicht mehr unverwundbar ist.

Israel ist zu klein, um in der Bedrängnis abzuwarten und strategisch Raum gegen Zeit zu tauschen. Staatsräson ist es, jeden Krieg im Vorfeld, geographisch oder strategisch, abzufangen. Der Einsatz von Chemiewaffen durch Syrien ist die eine rote Linie, die andere die Lieferung von Mittelstreckenraketen mit Reichweiten vom Libanon bis Eilat. Aus Gründen des Überlebens wie zur Abschreckung erfolgte der Angriff von Sonntagfrüh. Kann daraus ein allgemeiner Nahostkrieg entstehen?

Aus dem arabischen Frühling ist in Syrien längst ein blutiger Winter geworden, und niemand weiß, wie der Bürgerkrieg zu beenden ist, der immer mehr ausgreift. Die Rebellen sind untereinander zerstritten zwischen Säkularisten und Islamisten und nur einig im Hass auf das Regine - und in dem Zorn auf Israel. Teile der Aufständischen suchen bei al Qaida Unterweisung, Waffen und Dollars.

Für den Westen und auch für die arabischen Staaten wird die Unterscheidung zwischen Guten und Bösen immer unklarer. Eingreifen des Westens wird dadurch zum strategischen Würfelspiel. Außerdem kommen aus Moskau, wo Syrien als Schützling gilt, drohende Geräusche. Die lautstarken Proteste aus Ägypten und anderen Ländern des arabischen Krisenbogens sind nicht zum Nennwert zu nehmen. Sie sollen die Straße beruhigen, während die sunnitischen Machteliten mit Schadenfreude zusehen, wie die schiitischen Gegner geschwächt werden. Für den Iran und dessen Griff nach der Macht am Golf und über die arabische Halbinsel gibt es, außer bei der alawitischen Minderheit, die in Damaskus bisher an der Macht ist und Unterstützung aus Iran erfährt, keine Sympathie.

Kann der Krieg sich ausweiten? Assad hat genug damit zu tun, sich selbst zu retten. Seine Unterstützer, Iran und Russland, werden bis zum letzten Syrer kämpfen lassen, aber nicht aktiv eingreifen. Israel wird weiterhin auf Prävention aus der Defensive setzen, Washington abwarten. Doch, wie Clausewitz bemerkte, im Krieg ist die Überraschung zu allen Zeiten ein wichtiger Faktor.

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