Alle Storys
Folgen
Keine Story von BERLINER MORGENPOST mehr verpassen.

BERLINER MORGENPOST

Berliner Morgenpost: Deutschlands Erfolg hängt von Europa ab

Berlin (ots)

Lesen Sie nicht weiter: Das hier wird Sie langweilen. Das hier wird nämlich ein Europa-Kommentar, und Europa langweilt Sie eigentlich schon immer. Sie freuen sich zwar, dass Sie seit Jahren nicht mehr darüber nachdenken müssen, ob Sie auch genügend Peseten oder Lira oder Drachmen im Portemonnaie haben, wenn Sie Ihre Urlaubskoffer packen. Aber vielleicht vermissen Sie auch die Zeiten, als man stundenlang am Frühstückstisch darüber sinnieren konnte, ob man seine Urlaubsmark lieber in der Wechselstube am Flughafen von Palma in die Landeswährung mit den hübschen Scheinen tauscht oder bei der Sparkasse um die Ecke. War doch nett. Wie Sonnenmilch kaufen. Wenn man sich überhaupt noch an diese Zeiten erinnern kann. Denn Euro spendende Geldautomaten am Strand sind für uns doch inzwischen so selbstverständlich wie Bier in Dosen. Kann man uns also schockieren mit der Befürchtung: Das alles könnte auch zusammenbrechen? Der Euro und die Bankomaten am Strand? Versteht man die Katastrophengesichter, mit denen unsere Kanzlerin und die Herren Brüderle, Schäuble und Steinmeier vor die Kamera treten und besorgt etwas von Krise in die Mikrofone raunen? Um dann unser sauer bezahltes Steuergeld in dieses Dauerurlaubsinselreich zu pumpen, wo die Menschen scheinbar die ganze Nacht Party machen, um sich dann nach der ersten Halbzeit des Arbeitslebens in den Ruhestand zu verabschieden? "Griechenland sollte aus der Euro-Zone ausgeschlossen werden" - 45 Prozent der Deutschen finden das richtig, sagt eine Umfrage. Würden Sie diesem Land Geld leihen? 57 Prozent der Deutschen halten das laut einer anderen Umfrage für falsch. Aber: Würden Sie es gut finden, wenn die wirtschaftliche Zukunft Ihres Arbeitgebers - und Ihres Arbeitsplatzes - wieder von spekulierenden Finanzjongleuren abhängt? Oder wenn Ihre Firma ihre Produkte nicht mehr ans Ausland verkaufen kann, weil die Menschen dort sich unsere teuren Autos, Kühlschränke, Arzneimittel nicht mehr leisten können? Denn genau das könnte uns blühen, wenn sie zusammenbricht, die langweilige Euro-Zone. Wer diese Fragen allerdings mit einem empörten "Natürlich nicht!" beantwortet, der sollte sich vielleicht doch wieder für das Thema Europa und Euro interessieren. Und damit auch für das Schuldenproblem Griechenlands. Die Stabilität des Euro-Raums ist nichts anderes als die Lebensversicherung der deutschen Wirtschaft. Der Erfolg von made in Germany - und damit der Erfolg und die Zukunft unserer Arbeit - hängt von fast nichts so sehr ab wie vom Funktionieren des europäischen Binnenmarktes. Gestandene Staatsmänner wie Helmut Schmidt und Helmut Kohl haben das gewusst. Die Politik hat deshalb allen Grund, die Krise in der Sonnenzone Europas so ernst zu nehmen, wie der Bundespräsident es heute getan hat. Dazu gehört die Kontrolle der Finanzmärkte, die Köhler angemahnt hat. Aber dazu gehört eben auch eine klare, sachlich geplante und langfristig ausgelegte Hilfe für Griechenland. Wir alle sollten uns dafür interessieren, was in Europa und mit dem Euro passiert. Nicht wegen der Geldautomaten am Strand. Sondern wegen unserer wirtschaftlichen Zukunft zu Hause.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
  • 28.04.2010 – 20:09

    Berliner Morgenpost: Merkel haut auf den europäischen Tisch

    Berlin (ots) - Es ist wie verhext: Nicht Griechenland und die Misere, die es der EU bereitet, stehen im Feuer der Kritik, sondern die deutsche Kanzlerin wird angegriffen. Man muss sie verteidigen gegen diese anbrausende Flut von Feindseligkeit. Man kennt den Mechanismus: Immer, wenn es ans Eingemachte geht, wird nicht die bittere Wahrheit selbst, sondern der Stil, in dem sie vorgetragen wird, zum Thema. Nein, Angela ...

  • 27.04.2010 – 20:51

    Berliner Morgenpost: Zu schade, um nur Maskottchen zu sein

    Berlin (ots) - Sie spricht darüber, wie sie mit größter Selbstverständlichkeit sowohl den christlichen Religionsunterricht auf dem Gymnasium besucht hat als auch islamische Feiertage begeht. So hält es auch ihr Sohn: Er beherrscht Türkisch und Deutsch perfekt, er schätzt Weihnachten ebenso wie das Opferfest. Aygün Özkan, die sich heute mit der Eidesformel "So wahr mir Gott helfe" zur Ministerin in Niedersachsen ...

  • 26.04.2010 – 19:26

    Berliner Morgenpost: Es ist Zeit, einen Schnitt zu machen

    Berlin (ots) - Es ist schwer zu verstehen. Diese Bundesregierung, angetreten unter dem Motto "Leistung muss sich wieder lohnen", bügelt mit enormen Milliardenbeträgen grandiose unternehmerische Fehlleistungen aus, versprochene überfällige Steuersenkungen für die geschröpfte leistungsorientierte Mittelschicht dagegen verschiebt sie auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Erst waren es Banken, die mit dem Geld der Steuerzahler ...