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Berliner Morgenpost: Wie wir Patienten und Ärzten gerechter werden - Kommentar

Berlin (ots)

Es ist immer wieder die gleiche Debatte, und es
wird Zeit, dass auch die Vertreter der Eine-Medizin-für-alle-Fraktion
die Tomaten von den Augen nehmen und sich ehrlich machen, wie Franz 
Müntefering das wohl nennen würde. Nein, es ist in Deutschland nicht 
so, dass alle Menschen, gleich welcher Herkunft, gleich welchen 
Geldbeutels in quasi egalitärer Manier teilhaben am medizinischen 
Fortschritt. Das ist nicht so, das war nicht so, und das wird nicht 
so werden. Glauben Sie niemandem, der Gegenteiliges behauptet, auch 
wenn er oder sie der Regierung angehört und vorgibt, mit ein paar 
Millionen, Milliarden mehr alle glücklich machen zu können. Es geht 
nicht. Wir haben eine Zwei-, Drei-, im Zweifel auch 
Vierklassenmedizin, je nachdem wie differenziert man die Dinge gerade
betrachtet.
Wer viel Geld hat, kann sich den besten Bostoner Kniespezialisten, 
das perfekte Zahnimplantat, das wunderbarste Hörgerät, die 
ausgefeiltesten Computertomografen und auch die nach einer schweren 
Herzoperation nötige Intensivpflege leisten. Andere können es nicht. 
Das weiß jeder Kassenpatient, jeder Arzt, jeder Politiker. Zahlreiche
medizinische Leistungen sind bei uns längst rationiert. Man mag das 
moralisch bedauern, man mag das volkswirtschaftlich für geboten 
halten, es ist schlicht so. Und es gibt auch gar nicht so viele 
Länder, in denen die medizinische Versorgung deutlich besser wäre als
hierzulande. Also, einfach weiter so?
Natürlich nicht. Dagegen sprechen sowohl der ebenso segensreiche wie 
teure technische Fortschritt als auch die demografische Entwicklung. 
Berücksichtigt man diese beiden Voraussetzungen, ergeben sich drei 
Möglichkeiten, den beteiligten Gruppen, also den Patienten 
einerseits, aber auch unseren professionellen und häufig ungemein 
engagierten Medizindienstleistern andererseits, einigermaßen gerecht 
zu werden.
Entweder stopft man mehr Geld in das staatliche Gesundheitssystem und
drückt dann kräftig die Daumen, dass diese Investitionen am Ende 
tatsächlich den Patienten zugutekommen. Abgesehen davon, dass dieses 
Geld an anderer Stelle fehlen wird, sind Zweifel an der Effizienz 
dieser bürokratiegesteuerten Verteilungsmechanismen angebracht. Wenn 
man sich unser an das mittelalterliche Ständewesen erinnernde System 
aus Kassen, Kammern und Verbänden anschaut, werden daraus sogar ganz 
erhebliche Zweifel.
Oder man versucht die vorhandenen Mittel ein wenig gerechter zu 
verteilen. Das war der Ansatz, nach dem die diversen 
Gesundheitsreformen der jüngeren Vergangenheit gestrickt waren, mit 
eher bescheidenen Erfolgen. Weit getragen haben sie jedenfalls nicht.
Bleibt, drittens, die Möglichkeit, gerade in diesem, dem privatesten 
aller gesellschaftlich regulierten Bereiche, der eigenen Gesundheit, 
mehr auf die Verantwortung des Einzelnen zu setzen. Jenseits einer 
klar definierten Grundversorgung eben nicht länger den Staat, die 
Kassen, die Kammern, die Bürokratie regulieren zu lassen, was einem 
das Wohlbefinden wert ist, sondern den Menschen selbst. Ehrlicher und
effizienter wäre das allemal, gerechter mit Sicherheit auch.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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