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Lausitzer Rundschau: Kurt Beck und der Arbeitslose: Das Lebbe wie's is

Cottbus (ots)

Der Wind hat sich gedreht gegen Henrico F.,
Deutschlands frechsten Arbeitslosen, wie "Bild" titelte. Das ging 
schon für "Florida-Rolf" nicht gut aus, jenen Sozialhilfeempfänger, 
der die Sonne genoss. Damals ließ Gerhard Schröder sogar ein Gesetz 
ändern.
 Unter vier Millionen Arbeitslosen müssen viele "Sozialschmarotzer" 
sein, meint der Stammtisch. Aber wie viele? Die Zahl von 20 Prozent, 
die Ex-Wirtschaftsminister Clement nannte, schlug auf den Politiker 
selbst zurück. Er konnte sie nicht belegen. Der gut organisierte 
Hartz-IV-Protest wartet nur auf solche Fehler. Denn klar ist, dass 
die Abzocker nicht den Hauptteil der Arbeitslosigkeit ausmachen. 
Folglich hat sich die Szene auch sogleich dieses Falles angenommen. 
Allerdings könnte das ein Fehler gewesen sein, falls sich Henrico F. 
als jemand entpuppen sollte, der gar nicht arbeiten will. Der arme 
Kerl ist längst zum Objekt einer Medien- und Politikinszenierung 
geworden, deren Subjekt er auf dem Wiesbadener Weihnachtsmarkt noch 
zu sein glaubte, als er SPD-Chef Kurt Beck anpöbelte.
 Die Überlebenschancen in dieser Rufverbrennungsmaschine sind für 
Politiker weit höher als für einfache Menschen. Freilich, es kann es 
auch anders ausgehen. Bremens Wirtschaftsminister Gloystein goss 
einem Obdachlosen einst Sekt über den Kopf, was seine letzte 
Amtshandlung war. Kurt Beck hatte Glück: Er traf mit seinem Satz, F. 
möge sich waschen und rasieren, dann finde er auch einen Job, den 
Richtigen. Zufällig. Bei einem gediegenen Langzeitarbeitslosen hätte 
der Ministerpräsident schlechter ausgesehen.
 Im Moment befinden wir uns auf dem Höhepunkt des ungleichen Kampfes.
Nun geht es darum, ob der neue Held des Prekariats Becks Jobangebote 
annimmt. Wenn ja, bleibt "Bild" nur eine Folgestory über seinen 
ersten Arbeitstag. Wenn nicht, wird gewaltig nach Konsequenzen für 
alle Arbeitslosen gerufen werden. Das hat schon begonnen.
 Beck sollte der Meute da draußen kein weiteres Futter geben. Das 
Lebbe ist doch wie's is, hat er gesagt. Ja, so ist das Leben. Wenn 
eine Zufallsbegebenheit erst diese Schlagzeilengröße erreicht hat, 
geht es nur noch die Story. Das ist kein Umfeld für seriöse Politik. 
Auch Henrico F. sollte schleunigst vor den Medien die Biege machen, 
bevor er noch alle Arbeitsloseninitiativen desavouiert und selbst zum
Spott von Stefan Raab wird. Er muss jetzt arbeiten gehen. Pech?

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
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