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Lausitzer Rundschau: zu: 15 Jahre deutsch-polnischer Nachbarschaftsvertrag

Cottbus (ots)

Auf den ersten Blick mag es lang sein: 15 Jahre.
Auf den zweiten erschreckend kurz. Erst 1991 erkannte das 
wiedervereinigte Deutschland endlich die polnische Westgrenze an. 46 
Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Das war bitter nötig, doch 
viel zu spät. Die Folgen sind bis heute unübersehbar. Es reicht eine 
Fahrt über die deutsch-polnische Grenze in Guben oder Forst, um die 
Konsequenzen zu erkennen. Verfallene Häuser, an denen seit Kriegsende
nichts mehr gemacht wurde, erschreckende Armut. Niemandsland. Hier 
konnte sich kaum etwas entwickeln, weil die polnischen Bewohner der 
Grenzregion über Jahrzehnte auf gepackten Koffern saßen, aus Angst, 
dass die Deutschen zurückkämen und sie aus ihren ehemaligen Häusern 
vertreiben würden. Dass viele von ihnen nichts in die ihnen nach dem 
Krieg zugeteilten Häuser und Höfe investierten, lag zwar auch daran, 
dass ihnen die finanziellen Mittel fehlten. Ausschlaggebend war aber,
dass sie ihr neues Heim nicht als neue Heimat akzeptierten und den 
Launen der großen Politik nicht trauten. Auch das Verhältnis zu den 
Bewohnern auf deutscher Seite war und ist leider noch von diesem 
Misstrauen geprägt. Nur persönliche Begegnungen können vom Gegenteil 
überzeugen. Noch immer ruft es in Polen großes Entzücken hervor, wenn
ein Deutscher Danke auf polnisch sagen kann. Oder die polnische 
Ostsee einfach nur als Tourist besucht. Auch die aufgeladene 
Atmosphäre beim Fußball-Spiel Deutschland gegen Polen zeigte, dass 
die Beziehung beider Länder noch längst nicht entspannt ist. Vor 
allem auf polnischer Seite wurde der sportliche Wettbewerb 
populistisch missbraucht, wurden Ressentiments aufgewärmt, 
historische Schlachten bemüht. Das hat Polen nicht nötig. Es muss 
sein Selbstbewusstsein nicht auf patriotisches Getrommel bauen. Denn 
seine Menschen sind längst auf dem Weg nach Europa, doch leider seine
Politiker nicht.

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