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Lausitzer Rundschau: Zum Verhältnis von Deutschland und USA: Großer Bruder Schlüsselloch

Cottbus (ots)

Drei Viertel der Deutschen verlangen im Abhörskandal von Barack Obama eine Entschuldigung. Die Empörung ist nach all den Lügen, Ausweichmanövern und Halbwahrheiten der letzten Wochen allzu verständlich. Und noch mehr: Sie ist ein deutliches Zeichen der Emanzipation der Deutschen vor dem "großen Bruder", der aufgrund der Ereignisse im Abhörskandal vor vielen viel von seinem Ansehen verloren hat. Da ist nichts merh zu sehen vom schützenden großen Bruder. Vielmehr ist da einer, der sich nicht zu schade ist, durchs Schlüsselloch seiner Geschwister zu linsen. Einziger Trost für alle, die sich davor fürchten, das Verhältnis zwischen der Supermacht USA und der europäischen Macht Deutschland könnte insgesamt in die Brüche gehen: Für etwa die Hälfte der Befragten bleiben die USA ein guter Verbündeter. Die Enttäuschung in der westdeutschen Bevölkerung, die von der klugen und weitsichtigen Handreichung der USA bereits nach dem 2. Weltkrieg in vielfacher Hinsicht profitierte, dürfte noch größer sein als im Osten der Republik. Die große Freiheit, der materielle Wohlstand und die Entwicklung zu einem weltoffenen Land hat sehr viel mit der Art zu tun, wie die Amerikaner mit dem besiegten Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg umgegangen sind. Und auch in Ost-Deutschland haben sich die Vereinigten Staaten nach der Wende viele Freunde gemacht. Diese Freundschaft steht auf dem Spiel. Das Risiko, dass hier etwas unwiederbringlich in die Brüche geht, ist allerdings überschaubar. Zu viele gemeinsame Interessen stehen auf dem Spiel. Hinzu kommt der geteilte Glaube an Demokratie und Marktwirtschaft. Dennoch wird sich etwas ändern - ändern müssen. Dieser Sündenfall kann nur eine weitere Emanzipation vor dem "großen Bruder" nach sich ziehen, sonst versinkt Deutschland im Knechtschafts-Image. Dazu gehört dann aber auch eine mutige Regierung, die ihre Beißhemmung ablegt. Schönreden wird die erschütterte Freundschaft gewiss nicht wieder kitten. Auf der anderen Seite wäre es allerdings außenpolitisch völlig falsch, in dieser Lage böse Drohungen über den Teich zu senden. Womöglich hat die Spionage-Attacke auch ein Gutes: Deutschland ist in dieser Krise nicht einsam und allein, sondern in einer Art EU-Empörungsgemeinschaft. Für alle Europäer ist es eine gute Gelegenheit, sich in die Augen zu sehen und zu fragen, wem man sich nahe steht. Es ist die Chance, ohne das übliche Gezetere politisch wieder ein Stück enger zusammenzurücken.

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