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Lausitzer Rundschau: Gipfel der Erwartungen Zum Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit

Cottbus (ots)

Die Kameras hatten Mühe, alle EU-Spitzenvertreter gleichzeitig einzufangen, die sich da am Mittwoch im Kanzleramt versammelten. Schließlich wollte jeder mit aufs Bild. Bislang dienten solche Massen-Gipfel der Euro- und der Bankenrettung. Dass die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit nun Europas Staatenlenker auf Trab bringt, ist eine neue politische Erfahrung. Sie hätten sich schon viel früher darum kümmern müssen. Wenn die Jugend die Zukunft eines Landes ist, dann ist es um weite Teile des alten Kontinents denkbar schlecht bestellt. EU-weit suchen 5,6 Millionen junge Leute einen Job. Dabei gilt: Der Abbau der Jugendarbeitslosigkeit ist zunächst einmal Sache jedes einzelnen EU-Mitglieds. In Südeuropa kommen junge Leute auch deshalb kaum zum Zug, weil die Arbeitsmarktstrukturen völlig verkrustet sind. Wer einen Job hat, ist oft unkündbar, wer nicht, muss sich mit Gelegenheitsarbeit durchbringen oder bleibt völlig auf staatliche Hilfe angewiesen. Das heißt nicht, Spanien, Portugal oder Griechenland bei den dringend erforderlichen Strukturreformen allein zu lassen. Vielmehr geht es um flankierende Maßnahmen, für die das Spitzentreffen in Berlin immerhin einige brauchbare Ansätze geliefert hat. Zunächst einmal ist es notwendig, die noch funktionierenden Unternehmen in den europäischen Krisenregionen zu stärken. Häufig können sie nicht investieren, weil heimische Banken keine Kredite gewähren. Zum anderen muss die Berufsausbildung neu organisiert werden. Die in Deutschland übliche Kombination aus schulischer Theorie und betrieblicher Erfahrung ermöglicht nicht nur eine umfassende Qualifizierung für junge Leute. Das System der dualen Ausbildung ist auch für die Betriebe passgenauer als die Berufsschule pur. Gerade eine solche Reform bemisst sich allerdings nicht in Wochen, sondern in Jahren. Deshalb macht es auch Sinn, wenn junge Arbeitslose aus Krisenstaaten zunächst dort ihr Glück versuchen, wo Personal dringend gesucht wird . Die Befürchtung, dass sämtliche jungen Talente dann auf alle Zeit für ihre Heimatländer verloren sind, ist nur bedingt stichhaltig. Nach der deutschen Wiedervereinigung lagen die neuen Bundesländer wirtschaftlich brach und viele junge Ostdeutsche zog es gen Westen. Inzwischen gibt es aber wieder einen gegenläufigen Trend. Allerdings nur dort, wo eine Arbeitsperspektive für die Rückkehrer vorhanden ist. So könnte sich der Kreis auch für heutige Krisenländer in Europa langfristig schließen. Zweifellos ist das ein schmerzliches Szenario. Doch Lamentieren hilft nicht weiter. Mit ihrem Gipfeltreffen in Berlin haben die Staats- und Regierungschefs hohe Erwartungen geweckt. Man darf gespannt sein, ob sie sich auch im Herbst noch alle ins Bild drängen, wenn eine erste Bilanz über die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ansteht.

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