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Weser-Kurier: Zur Debatte über soziale Medien schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 25. Juli 2013:

Bremen (ots)

Bremen, Niedersachsen und Hamburg wollen die Nutzung sozialer Netzwerke an Schulen nicht reglementieren. Lehrer sollen auch weiterhin über Facebook und andere soziale Medien untereinander wie auch mit ihren Schülern kommunizieren dürfen, um dem Unterricht dienliche Informationen rasch austauschen zu können. Damit geben sich Bildungspolitiker von gleich drei nördlichen Bundesländern deutlich liberaler und entspannter als das baden-württembergische Kultusministerium, das den Gebrauch der einschlägigen Kontakt-Plattformen im Internet unter Hinweis auf den Datenschutz stark eingeschränkt hatte. In Schleswig-Holstein gilt eine entsprechende Facebook-Ächtung schon seit geraumer Zeit. Dass sich die Bremer Bildungsbehörde trotz massiver Sicherheitslücken bei Facebook und Konsorten in maßvoller Zurückhaltung übt, wird zwar als zeitgemäße und aufgeklärte Haltung verkauft. Dennoch klingt ein gerüttelt Maß Resignation mit, wenn es zur Begründung heißt, man wolle die sozialen Netzwerke anerkennen statt sie zu verteufeln. Facebook, dieser dauerhaft im Wachstum begriffene Krake der neuen schönen Medienwelt, ist freilich nicht auf gönnerische Akzeptanz angewiesen. Ohnedies stellt das alle mit allen ins Gespräch bringende Netzwerk längst mehr dar als jene "soziale und kommunikative Realität bei Lehrern und Schülern", auf die das Bildungsressort verweist. Facebook ist das unumstrittene wie unverzichtbare Leitmedium einer jungen Generation mit dem Beinamen @. Weil der Siegeszug von Facebook, diesem janusköpfigen Gesichtsbuch, bis zur Etablierung noch effizienterer Netzwerke unumkehrbar ist, sind die Bildungspolitiker Bremens, Niedersachsens und Hamburgs mangels Alternative gut beraten, sich duldsam zu zeigen. Das entbindet sie allerdings nicht von einer Fürsorgepflicht, die Schüler und Lehrer betreffen muss. Daher ist es zu begrüßen, dass die Bremer Bildungsbehörde plant, einen Leitfaden herauszugeben, der Chancen und Risiken digitaler Vernetzung gleichberechtigt auflistet. Auch Hamburg und Niedersachsen setzen auf präventive Aufklärung und sensible Medienkompetenzschulung statt auf Repressalien für Nutzer oder gar ein ohnehin nicht durchsetzbares Verbot. Gleichwohl bleibt zu hoffen, dass der die Aufmerksamkeit nachweislich zersetzende Vernetzungswahn nach der offiziellen Anerkennung der sozialen Medien durch die Politik nicht noch weiter um sich greift. Dann entpuppte sich die moderate Haltung hiesiger Bildungspolitiker gegenüber Facebook als das, was sie untergründig sowieso ist: eine Kapitulation.

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