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Weser-Kurier: Über die Schwimm-Olympiasiegerin Ye Shiwen schreibt der "Weser-Kurier" in seiner Ausgabe vom 31. Juli 2012:

Bremen (ots)

In Weltrekordzeit ist die junge Chinesin Ye Shiwen bei den Olympischen Spielen in London über 400 Meter Lagen zur Goldmedaille geschwommen. Die 16-Jährige war auf den hinteren Streckenabschnitten dieser anspruchsvollen Distanz im Vergleich sogar schneller als die amerikanischen Superstars Ryan Lochte und Michael Phelps. Das ist bemerkenswert, wirft aber angesichts der enormen Leistungssteigerung der Schülerin aus Huangzhou auch Zweifler auf. Ist es tatsächlich möglich, dass Frauen schneller schwimmen als Männer? Oder wurde mit illegalen Mitteln nachgeholfen? Gerade mit Blick auf die Vergangenheit Chinas, in der Doping Ende der 1990er-Jahre System hatte und zum Sportsystem gehörte, ist das Misstrauen verständlich. Eine Steigerung von sieben Sekunden binnen eines Jahres wie jetzt bei Ye Shiwen sorgt auf jeden Fall für Erstaunen und Rätselraten. Land auf, Land ab bemühen sich Sportmediziner und Wissenschaftler um Erklärungsansätze. Man diskutiert über die physiologischen Grenzen der Leistungsfähigkeit von Männern und Frauen. Über Muskelkraft, Technik, Körperbau, Gewicht. Und stößt dabei doch immer wieder auf Verdächtigungen. "Ungewöhnlich, auffällig und überprüfungswürdig", findet etwa der Heidelberger Anti-Dopingkämpfer Werner Franke den Fabelrekord der Chinesin. Auf Doping sei aber nicht automatisch zu schließen, meint der Molekularbiologe. Es gilt die Unschuldsvermutung - auch und gerade bei der neuen Rekordschwimmerin, die - so heißt es - bereits im Kindergartenalter rekrutiert worden sei, weil sie außergewöhnlich große Hände hatte. Ye Shiwen ist in einem Sportinternat unter militärischem Drill zu einer Spitzensportlerin geformt worden. Trainieren und lernen, lernen und trainieren - derzeit sollen rund 400<ET>000 Kinder und Jugendliche in China derart gefördert werden. Für Tage wie diesen im Aquatic Centre in London, wo eine junge Sportlerin die Weltöffentlichkeit gleichermaßen verzückt und verblüfft hat. "Es ist traurig, dass außergewöhnliche Leistungen oft mit Verdächtigungen verbunden werden, traurig für den olympischen Sport", hat IOC-Chefmediziner Arne Ljungqvist gesagt. Der Schwede hat recht: Solange es keine belegten Gründe dagegen gibt, sollte man einfach nur applaudieren - und darauf vertrauen, dass Dopingsünder irgendwann doch im immer engmaschigeren Netz der Fahnder landen.

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