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Börsen-Zeitung: Die Scheichs kommen, Kommentar von Walther Becker zur Akquisitionsstrategie Dubais und zum zunehmenden Engagement ausländischer Großinvestoren bei deutschen Unternehmen

Frankfurt (ots)

Private Equity ist da. Die Russen kommen. Inder
fühlen vor. Chinesen stehen in den Startlöchern. Und nun: Dubai. Der 
Standort Deutschland steht bei dem lukrative Anlage suchenden Kapital
hoch im Kurs. Die als mögliche Ziele auserkorenen Blue Chips können 
sich ihre Gesellschafter nicht aussuchen, also freuen sie sich 
pflichtschuldigst über jeden Investor, der Interesse zeigt. Ob 
Hedgefonds oder Finanzinvestor, ob mehr oder minder staatliche 
Unternehmen aus Ländern, die dem Rohstoffreichtum eine ungeahnte 
Liquiditätsschwemme verdanken - ihre Mittel strömen hierher. Und zwar
in Unternehmen mit überwiegend schon internationalem Aktionariat.
Die Bundesrepublik hat ein vergleichsweise laxes Übernahmerecht 
und verfügt über wenige Instrumente, den Einfluss in sensiblen 
Branchen wie Medien und Rüstung zu begrenzen. So kommen deutsche 
Interessen, wie bei EADS, wo Franzosen die Fäden ziehen, Russland 
drin und Dubai womöglich dran ist, schnell zu kurz. Wenn die 
öffentliche Hand - wie in Düsseldorf geschehen - Gazprom RWE-Anteile 
aufdrängt oder die Telekom einen Beteiligungsversuch der russischen 
Sistema abschmettert, dann sind dies Alarmzeichen. Nun wäre es 
verfehlt, aus den Äußerungen der Dubai International Capital zu 
schließen, dass "die Scheichs" beim Recycling von Petrodollar unsere 
Wirtschaft aufrollen. Mit ihrem Engagement bei DaimlerChrysler zeigt 
Dubai schon länger Flagge. Kuwait erwies sich bei Daimler-Benz, 
Metallgesellschaft und Hoechst als zahm, ebenso der Iran bei 
ThyssenKrupp.
Es wäre falsch, die "neuen" Investoren alle in einen Topf zu 
werfen. Den einen, Hedgefonds oder Dubai, geht es um liquide 
Investments, den anderen, russischen Konzernen oder Private Equity, 
darum, Einfluss zu nehmen.
Dagegen tut sich auch unter heimischen Investoren einiges - ob das
Richtige, das ist allerdings sehr die Frage. Zwar wird beispielsweise
von Porsche entrüstet zurück gewiesen, dass der Einstieg bei VW die 
Restauration der Deutschland AG bedeutet. Es geht aber, jenseits 
aller Lippenbekenntnisse, wonach jeder Anleger willkommen ist, wohl 
doch um die Abwehr unerwünschter Aktionäre. Das Beispiel 
industriepolitischer Einflussnahme in Frankreich, Italien oder 
Spanien kann kein Maßstab für Deutschland sein.
(Börsen-Zeitung, 10.11.2006)

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