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Börsen-Zeitung: „Gaspreis-Fakten“, Kommentar von Gottfried Mehner zur Offenlegung der Gaspreiskalkulation von Eon Hanse

Frankfurt (ots)

Es war eine Superkulisse, vor der
„Energiedienstleister“ Eon Hanse die nächste Preiserhöhung von 10%
verkünden konnte. Das Hauptthema war eigentlich Offenlegung der
Kalkulation der Gaspreise für Haushaltskunden. Aber dies entpuppte
sich nur als geschickt gewählter Einstieg in die Konsequenz, dass
Preisanpassungen zum Januar 2006 leider „unumgänglich“ sind. Ein
dreiköpfiger Haushalt wird entsprechend im nächsten Jahr mit
durchschnittlich 100 Euro mehr belastet.
Gleichwohl: Ein Einstieg in mehr Transparenz wurde gemacht. Andere
werden folgen. Aber eine Sternstunde war es nicht. Der Erkenntniswert
ist beschränkt. Bei einem Gaspreis je Kilowattstunde von 5,08 Cent
bleibt aktuell nur eine Gewinnmarge von 0,05 Cent oder rund 1% im
Vertrieb hängen. Es ist zum Erbarmen. Andere Branchenteilnehmer
erzielen im Schnitt eine Marge von 3,5%.
Das sieht fast aus wie ein Fall von „arm gerechnet“. Die
Bezugskosten – der mit einem Anteil von 56,7% mit Abstand größte
Kostenblock – haben sich 2005 um knapp 27% erhöht. Über
Preiserhöhungen wurden bislang aber nur 15,5% weitergegeben. Logisch:
Da bleibt ein Delta von mehr als 10 Punkten. Eon Hanse bezieht kein
Konzerngas von Eon Ruhrgas, sondern von Wingas, Shell, ExxonMobil und
VNG, eine Reminiszenz aus den Zeiten, als das Vorgängerunternehmen
Schleswag noch zur PreussenElektra gehörte. Außerdem sind knapp 30%
des Gaspreises (Steuern, Konzessionsabgaben, Erdgassteuer) nicht vom
Unternehmen beeinflussbar. Die Netzkosten (25% Anteil am Gaspreis)
wurden andererseits so angesetzt, dass die von Politik und Regulator
ausgehandelten Kapitalkosten von 7,8% gedeckt werden können.
Auf der Bezugsseite langfristig gebunden und durch hohe
Steueranteile gekniffen: da bleiben nicht viele Alternativen. Die
Aussage, dass Varianten zur umstrittenen Ölpreisbindung auch keine
preisdämpfendere Wirkung entfalten würden, hört sich sehr defensiv
an. Es führt nicht weiter, nur über die ungünstige Sandwichposition
zwischen Gasproduzenten und Endkunden zu lamentieren. Kein
Unternehmen hat Probleme damit, nachzuweisen, dass die Kosten
gestiegen sind. Viel wichtiger ist es aufzuspüren, wo Einsparungen
noch möglich sind. Die Offenlegung der Zahlen sollte den Druck dazu
erhöhen. Dies ist das Etappenziel.
(Börsen-Zeitung, 22.11.2005)

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