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Börsen-Zeitung: Der Ritter kämpft, Kommentar zu den jüngsten deutschen Arbeitsmarktzahlen, von Reinhard Kuls.

Frankfurt (ots)

Der deutsche Arbeitsmarkt ist erstaunlich robust. Die Arbeitslosigkeit ist im Januar saisonbereinigt nicht gestiegen, wie man erwartet hatte, sondern vielmehr gesunken. Der jüngste Schnee- und Kälteeinbruch kann das günstige Bild kaum trüben. Der Arbeitsmarkt reagierte damit schnell auf die Stimmungsbesserung in Deutschland.

Es ist wie im Lehrbuch. Man möchte fast sagen wie im Märchenbuch mit dem starken Ritter. Die exportabhängige deutsche Volkswirtschaft hat mit einem feindlichen Umfeld zu kämpfen. Wichtige Absatzmärkte leiden entweder unter der Staatsschuldenkrise oder hausgemachten Problemen oder unter beidem. Aber schon seit längerem gehen Konjunkturexperten davon aus, dass diese Schwierigkeiten geringer werden und die globale Konjunktur bald wieder Tritt fasst.

Dieser Überzeugung scheinen auch die deutschen Unternehmen zu sein. Zwar fahren sie seit rund einem Jahr ihre investiven Ausgaben zurück. Zu einem spürbaren Stellenabbau ist es dabei bislang aber nicht gekommen. Im Gegenteil. Die saisonbereinigte Beschäftigung hat soeben ein neues Rekordhoch erklommen. Und auch das Instrument der staatlich unterstützten Kurzarbeit, das bei der Rekordrezession 2009 sehr stark in Anspruch genommen worden war, spielt jetzt kaum eine Rolle. Vor dreieinhalb Jahren gab es über 1,4 Millionen Kurzarbeiter. Derzeit sind es keine 100000. Waren die Betriebe damals schon der Ansicht, dass der von der Finanzkrise ausgelöste und durch die Lehman-Pleite noch stark verstärkte Wachstumseinbruch vorübergehender Natur sei - deswegen Kurzarbeit statt Entlassungen - , sind sie es derzeit offensichtlich umso mehr. Sonst sähe es am deutschen Arbeitsmarkt jetzt anders aus.

Die Investitionszurückhaltung in Deutschland ist denn auch vielmehr der Unsicherheit über den Ausgang der europäischen Staatsschuldenkrise geschuldet als einer grundlegenden Nachfrageschwäche. Wenn die Verunsicherung weiter nachlässt, dürfte bei den Investitionen in Deutschland einiger Nachholbedarf realisiert werden. Vom privaten Konsum geht, angesichts der guten Erwerbslage, ohnehin eine stabilisierende Wirkung aus.

Sollten also in dieser "märchenhaften" Situation die bösen Drachen wie Staatsschuldenkrise, Erlahmen des Reformeifers im Euroraum oder die Spannungen in Nahost nicht doch noch aus dem Hintergrund hervorbrechen, könnte die jüngst noch als akut beschriebene Rezessionsgefahr in Deutschland einem "Happy End" weichen. Dann könnten die Wachstumskräfte spürbar stärker aufdrehen, als es derzeit noch erwartet wird.

(Börsen-Zeitung, 1.2.2013)

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