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Börsen-Zeitung: Ein Exempel für 2010, Börsenkommntar "Marktplatz" von Thorsten Kramer

Frankfurt (ots)

Die Folgen der schweren Finanzkrise sind noch
lange nicht überwunden. Dies haben die akuten Geldnöte der 
Investmentholding Dubai World allen Anlegern eindrucksvoll in 
Erinnerung gerufen. Von einer Jahresendrally an den Aktienmärkten ist
deshalb - zumindest vorerst - keine Rede mehr. Stattdessen fürchten 
viele Anleger, die ohnehin seit Wochen mit einer scharfen 
Korrekturbewegung rechnen, nun einen Kurseinbruch-auch wenn sich die 
Notierungen am Freitag im späten Handel wieder etwas erholten.
Wie stark die Verunsicherung angestiegen ist, zeigt ein kurzer 
Blick auf den Volatilitätsindex VDax, der die Risikobereitschaft der 
Anleger misst und deshalb gerne als Angstbarometer bezeichnet wird. 
Der Index schoss binnen zwei Tagen von 23,5 auf mehr als 31% in die 
Höhe und erreichte damit am Freitag den höchsten Stand seit fast 
einem Monat. Einen so steilen Anstieg verzeichnete der Indikator 
zuletzt im Oktober des vergangenen Jahres.
Hinter dem rasanten Anstieg der Schwankungsbreite stehen 
zuallererst die Gewinnmitnahmen spekulativ orientierter Investoren, 
die am steilen Anstieg der europäischen Aktienindizes seit März 
maßgeblich beteiligt waren. Sie ziehen nun Mittel ab und setzen damit
die Notierungen unter Druck. Aktuell treffen sie allerdings auf 
ermäßigtem Niveau auf ausreichendes Interesse anderer Anlegergruppen,
die fest mit einer weiteren Erholung der Konjunktur in den kommenden 
Quartalen rechnen. Sie nutzen daher die günstige Gelegenheit, um sich
am Aktienmarkt zu positionieren.
Die Gewinnmitnahmen betreffen allerdings nicht nur die 
Aktienmärkte, sondern sämtliche risikoreiche Anlageklassen. In 
anderen Segmenten waren die Auswirkungen daher zum Teil noch 
heftiger. Der russische Rubel und der südkoreanische Won 
beispielsweise gaben am Freitag so deutlich nach wie zuletzt vor vier
Monaten, weil Anleger in diesen Ländern Mittel abzogen. Die Preise 
für Rohstoffe und Edelmetalle gerieten ebenfalls unter Druck: Der S&P
GSCI-Index, der die Preisentwicklung von 24 Rohstoffen misst, fiel so
stark wie zuletzt Ende Juli.
Anleger sollten sich das Muster dieser durch die Lage in Dubai 
ausgelösten Korrekturbewegung gut einprägen. Es dürfte nicht das 
letzte Mal sein, dass sie ihm begegnen. Denn glaubt man den Prognosen
der Bankanalysten und Strategen, die derzeit den Blick schon auf das 
neue Jahr richten, so wird es wahrscheinlich schon in den folgenden 
Monaten, spätestens aber im zweiten Halbjahr 2010, immer wieder 
Hiobsbotschaften von Konjunktur- oder Unternehmensseite geben, die 
Ängste vor einer erneuten wirtschaftlichen Abkühlung schüren. 
Aktienstrategen stimmen Anleger deshalb bereits jetzt auf einen 
deutlichen Anstieg der Volatilität im neuen Börsenjahr ein. Die 
Entwicklung in Dubai und die Reaktionen der Märkte dürften hier also 
durchaus als Exempel dienen.
Bleibt die Frage, zu welchem Zeitpunkt es an den Finanzmärkten im 
neuen Jahr 2010 richtig volatil werden dürfte. Die Prognosen der 
Anlagestrategen liefern hier keine eindeutigen Hinweise. So stehen 
die Chancen günstig, dass die nun zur Veröffentlichung anstehenden 
Wirtschaftsdaten zunächst bestätigen, dass sich die Konjunktur 
stabilisiert. Nicht zuletzt der Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex 
lieferte in der nun abgelaufenen Woche einen neuen Beleg dafür. 
Behält dann auch noch die Chefvolkswirtin der Helaba, Gertrud Traud, 
Recht mit ihrer Prognose, dass am US-Arbeitsmarkt nun die Trendwende 
bevorsteht, so dürfte das die Stimmung an den Finanzmärkten zunächst 
weiter aufhellen - und den Dax und andere Indizes sowie die übrigen 
risikoreichen Anlageklassen antreiben.
Dies dürfte allerdings nur so lange anhalten, bis neue 
Negativbotschaften die Runde machen. Sei es, dass es Anzeichen für 
eine schwächere Gewinnentwicklung der Konzerne gibt, sei es, dass den
Banken neue Kreditausfallrisiken drohen - oder sei es, dass die 
Notenbanken die Investoren auf den Ausstieg aus der expansiven 
Geldpolitik vorbereiten: Die Anleger werden immerzu aufs Neue um die 
Stabilität der konjunkturellen Erholung fürchten, die Notierungen 
werden fallen und die Volatilität steigen. Dubai lässt grüßen!
(Börsen-Zeitung, 28.11.2009)

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