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Börsen-Zeitung: Es ist Herbst, Börsenkommentar "Marktplatz" von Thorsten Kramer

Frankfurt (ots)

Es wird ungemütlich an Europas Aktienmärkten -
ganz passend zur Jahreszeit. Denn die zurückliegenden Handelstage 
haben eindrucksvoll gezeigt, dass unerwartet hohe Quartalsgewinne der
Unternehmen allein nicht mehr ausreichen, um den seit Anfang März 
enorm gestiegenen Notierungen einen weiteren Impuls zu verleihen. Um 
5,7% gab der Dax binnen fünf Tagen nach, damit war die nun 
abgelaufene Woche die schwächste seit Mitte Februar. In anderen 
vielbeachteten Indizes wie dem EuroStoxx50 sieht die Wochenstatistik 
kaum besser aus.
Anleger konzentrierten sich vorrangig auf aktuelle 
US-Wirtschaftsdaten, und die fielen nicht selten enttäuschend aus. So
sank das US-Verbrauchervertrauen, was bei Investoren sogleich die 
Angst schürte, dass sich der für die Gesamtwirtschaft enorm 
bedeutsame private Verbrauch in den USA wegen der hohen Verschuldung 
und der hohen Arbeitslosigkeit anhaltend schwach entwickeln wird. 
Zudem dämpften negative Meldungen zur Entwicklung der 
Auftragseingänge und vom Immobilienmarkt den Optimismus.
In diesem Umfeld fielen enttäuschende Quartalsberichte wie der des
Softwarekonzerns SAP stärker ins Gewicht. Außerdem begannen Anleger 
die Entwicklung der Geschäftszahlen im US-Unternehmenssektor vor dem 
Hintergrund der enttäuschenden Wirtschaftsdaten stärker zu 
hinterfragen. Zunächst hatte es ausgereicht, vor allem bei der 
Gewinnentwicklung zu glänzen, weil - so lautete die Hoffnung am Markt
- sich die Umsatzentwicklung mit der fortschreitenden Stabilisierung 
der Konjunktur in den kommenden Quartalen aufhellen werde. Nun 
begannen die Investoren ganz offensichtlich, diese Hoffnung stärker 
auf Plausibilität zu hinterfragen.
In den Vereinigten Staaten haben inzwischen schon mehr als die 
Hälfte der im S&P500 notierten Konzerne Quartalsdaten veröffentlicht.
Annähernd neun von zehn Konzernen übertrafen dabei die 
Gewinnprognosen der Analysten. Bei der Umsatzentwicklung gelang dies 
jedoch nur zwei von drei Unternehmen. In Europa überwiegen auf 
Umsatzseite bislang sogar die negativen Überraschungen. Sind die 
Empfehlungen von Aktienexperten, an schwächeren Handelstagen für den 
weiteren Kursanstieg Positionen aufzubauen, also hinfällig? 
Vermutlich nicht. Die Konsolidierung der zurückliegenden Tage war 
lange erwartet worden und tut dem Markt an sich zunächst einmal gut. 
Zudem ist es keinesfalls außergewöhnlich, dass zu Beginn eines neuen 
Zyklus die Umsatzentwicklung der Gewinnentwicklung hinterherläuft. So
gesehen ist der positive Trend - auch charttechnisch betrachtet - 
immer noch intakt. Hinzu kommt, dass Anleger weltweit weiterhin auf 
enorm hoher Liquidität sitzen und der Performancedruck für viele nach
wie vor groß ist. So dürfte nach wie vor sehr starkes Interesse 
bestehen, sich mangels Alternativen Aktien ins Depot zu legen.
Ob dies bereits in den folgenden Tagen geschehen wird, hängt nach 
den Erfahrungen der Vorwoche vor allem von den zur Bekanntgabe 
anstehenden Wirtschaftsindikatoren ab. Gleich zum Wochenbeginn steht 
der Einkaufsmanagerindex für die Industrie auf der Agenda, am 
Mittwoch folgt der Einkaufsmanagerindex für den 
Dienstleistungssektor. Der Konsens sagt beiden Indikatoren einen 
leichten Anstieg im Vergleich zum Vormonat voraus. Bei einem 
unerwarteten Rückgang drohen die Notierungen an den Börsen indes 
weiter abzurutschen.
Die wahrscheinlich wichtigste Wirtschaftsstatistik steht 
allerdings erst am Freitag zur Veröffentlichung an: der 
Arbeitsmarktbericht. Fällt er positiv aus, dürfte das den Investoren 
die Sorge über einen anhaltend schwachen Konsum zumindest ein wenig 
nehmen. Umgekehrt droht den Märkten eine neue Belastungsprobe.
Sozusagen zwischendrin gehört die Aufmerksamkeit den Notenbanken 
dies- und jenseits des Atlantiks. Eine Veränderung des Leitzinses 
erwarten Marktteilnehmer weder von der Fed am Mittwochabend noch am 
darauffolgenden Tag von der Europäischen Zentralbank oder der Bank of
England. Die begleitenden Kommentare der Notenbanken, und hier vor 
allem die Aussagen zu den Aufkaufprogrammen für Wertpapiere, könnten 
allerdings dafür sorgen, dass es an den Märkten ungemütlich bleibt.
(Börsen-Zeitung, 31.10.2009)

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