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Börsen-Zeitung: September verliert den Schrecken Marktkommentar von Thorsten Kramer

Frankfurt (ots)

Der deutsche Aktienmarkt hat in der nun
abgelaufenen Handelswoche ein Ausrufezeichen gesetzt. Während die vor
einer Konsolidierung mahnenden Stimmen immer lauter wurden, legte der
Dax Tag für Tag stetig zu. Am Freitag notierte er schließlich 4,5% 
höher als fünf Tage zuvor bei 5624 Zählern. Damit stieg er innerhalb 
einer Woche so stark wie zuletzt vor zwei Monaten - ein Indiz dafür, 
dass unterinvestierte Anleger die Verluste der ersten Septembertage 
sogleich nutzten, um Aktienpositionen auf- oder auszubauen.
Dies vermag nicht wirklich zu überraschen. Denn wie nicht zuletzt 
eine Umfrage dieser Zeitung zu Beginn der abgelaufenen Woche zeigte, 
beurteilt die Mehrheit der Aktienstrategen die mittelfristigen 
Aussichten für den Aktienmarkt sehr positiv. Zum Jahresende trauen 
beispielsweise DekaBank und UBS dem Dax 6000 Punkte zu, die 
Commerzbank legt noch 100 Zähler drauf. Auf Sicht von zwölf Monaten 
seien sogar 6500 Zähler drin, heißt es bei der DZ Bank. Warum also 
sollen Investoren unbedingt warten, ob der Dax im Laufe dieses Monats
- wie prognostiziert - tatsächlich noch bis auf 5000 Punkte fällt? 
Rückt der Index tatsächlich in die erwarteten Höhen vor, ergibt sich 
auch bei einem Einstieg in den Markt auf einem etwas höheren Level 
eine sehr ordentliche Rendite.
Der Dax ist im Vorteil
Weltweit profitieren Aktien bereits seit Wochen von der Wette auf 
die konjunkturelle Trendwende. Innerhalb der europäischen 
Industrieländer spricht in einem solchen Szenario der vergleichsweise
hohe Anteil zyklischer Unternehmen dafür, dass sich der Dax besser 
entwickelt als eher defensiv dominierte Indizes wie der Schweizer 
SMI. So kann es nicht verwundern, dass Goldman Sachs in einer vor dem
Wochenende veröffentlichten Studie die Vorzüge des deutschen 
Aktienmarkts herausstellt, da die stark auf den Export ausgerichtete 
deutsche Wirtschaft von einer Belebung der Weltkonjunktur profitieren
dürfte. Dies ist nicht zuletzt insofern bemerkenswert, als in den USA
nach wie vor mehr als 3500 Mrd. Dollar in Geldmarktfonds zu 
unattraktiven Konditionen investiert sind. Ebenso wie vor sechs 
Jahren, als zunächst amerikanische und britische Investoren auf den 
Dax setzten, lange bevor in Deutschland die Unsicherheit gewichen 
war, ist es also gut denkbar, dass die Investments ausländischer 
Investoren die Kursrally nachdrücklich befeuern.
Dabei dürfte indes die Auswahl einzelner Titel wichtiger werden. 
Optimistisch gestimmte Analysten halten es in der aktuellen 
Marktphase zwar für typisch, dass sich die Bewertungsrelationen 
ausweiten. Allerdings ist bei einigen Werten sicherlich zu 
hinterfragen, ob sie noch Potenzial haben, nachdem sie in den 
vergangenen Wochen schon extrem kräftig gestiegen sind.
Insbesondere in der zweiten Reihe haben sich viele Werte bereits so 
erheblich vom gleitenden Durchschnitt der zurückliegenden 200 Tage 
entfernt, dass es nun unwahrscheinlich erscheint, dass die Kurse 
dieser Titel unverändert vehement vorrücken werden. So notieren 
beispielsweise Hochtief und Deutsche Postbank mehr als 60% über dem 
200-Tage-Durchschnitt und Aixtron und ProSiebenSat.1 gar mehr als 
100%. Aus dem Kreis der Dax-Mitglieder entfernte sich die Aktie der 
Deutschen Bank immerhin um 40% von der Durchschnittslinie und BMW um 
rund 35%. Der Dax notiert weniger als 20% darüber - ein Hinweis 
darauf, dass einzelne Titel dem Gesamtmarkt weit vorausgeeilt sind. 
Titel wie Merck, die 1,6% über dem gleitenden Durchschnitt stehen, 
bieten da aus technischer Sicht sicherlich ein besseres 
Chance-Risiko-Profil.
In Erwartung einer Konsolidierung hatten Anleger zuletzt vermehrt 
Short-Positionen eröffnet. Es gab dem Markt nun zusätzlich Dynamik, 
dass diese geschlossen werden mussten. Freilich ist die Gefahr, dass 
der September seinem Ruf doch noch gerecht wird und der Markt auf 
Monatssicht nachgibt, nicht gebannt. Schwache Konjunkturdaten etwa in
den USA oder aber negative Vorgaben der chinesischen Börsen könnten 
zu einem Umdenken der Anleger führen. Zudem rückt die Bundestagswahl 
näher. Aktuelle Umfragen zeigen, dass die am Markt erhoffte Mehrheit 
für Union und FDP wackelt. Sollte es gar zu einer 
Regierungsbeteiligung der Linkspartei kommen, würde dies die 
Aussichten für deutsche Aktien erheblich begrenzen.

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