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Börsen-Zeitung: Reformrisiken, Kommentar zum vertagten Reformbeschluss von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Die Vertagung des Beschlusses des Börsenrats der
Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) über eine Reform bzw. Abschaffung 
des Präsenzhandels war unvermeidbar. Denn die kurze Zeit seit der 
erstmaligen Diskussion des Projekts Ende März hat nicht ausgereicht, 
die notwendigen Arbeiten zu erledigen, um den Reformbeschluss auf 
eine sichere Basis zu stellen. Letzteres setzt nämlich u.a. voraus, 
dass bereits jetzt die Börsenordnung für einen Zustand vorbereitet 
werden muss, der in drei Jahren, nach Ablauf einer Übergangsfrist, 
eintreten würde. Ohne entsprechend angepasste Börsenordnung könnte 
ein Reformbeschluss leicht vor Gericht zu Fall gebracht werden.
Ebenso wichtig ist jedoch, die betroffenen Akteure, d.h. die 
Makler, zu überzeugen, die künftig als leistungsbezogen entlohnte 
Spezialisten auf Xetra wirken sollen. Vor allem bei den kleineren 
Maklerfirmen ist noch viel Arbeit zu leisten. Aus ihrer Sicht ist das
Reformprojekt eine Zumutung. Einige werden die Anforderungen an die 
künftigen Spezialisten nicht erfüllen und drohen ihr Geschäft zu 
verlieren. Die Reform widerspruchslos hinzunehmen bzw. ihr 
zuzustimmen, ohne konkrete Anhaltspunkte einer Existenzgrundlage in 
den zukünftigen Verhältnissen zu erhalten, erfordert schon eine sehr 
gute Begründung des Plans. Der Börse ist aber zuzugestehen, dass es 
kaum möglich ist, einen belastbaren "Business Case" für die Makler zu
erstellen. Denn bei den rasanten Veränderungen im Wertpapierhandel 
und dem Tempo der Marktanteilsgewinne von Wettbewerbern, die auch 
zulasten des Parketts gehen, kann niemand voraussagen, wie der zu 
verteilende Kuchen in drei Jahren aussieht.
Viel Zeit für einen Reformbeschluss bleibt nicht. Im September 
erfolgt die nächste Neuverteilung von Wertpapiermandaten, die dann 
für 30 Monate gültig bleibt. Eine juristisch sichere Basis für eine 
Reform würde neben der parallel verlaufenden dreijährigen 
Übergangsfrist erfordern, dass frühzeitig signalisiert wird, dass es 
in zweieinhalb Jahren keine weitere Neuverteilung geben wird. 
Geschieht dies nicht, könnte dies bedeuten, dass eine Reform 
frühestens in sechs Jahren erfolgen kann. Angesichts des immer 
stärkeren Wettbewerbs könnten von einer Beibehaltung des Status quo 
langfristig möglicherweise ebenso hohe Risiken für die Makler 
ausgehen wie von einer Reform des Präsenzhandels.

Pressekontakt:

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Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0

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