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Börsen-Zeitung: Volksaufstand bei Fortis, Kommentar von Gerhard Bläske zur turbulenten Fortis-Hauptversammlung und zum verhinderten Verkauf der Bank an BNP Paribas

Frankfurt (ots)

Die Kleinaktionäre ließen ihrem Ärger freien
Lauf. Sie schimpften und pfiffen, riefen und grölten: Die Atmosphäre 
erinnerte eher an ein Fußballstadion, denn an die Hauptversammlung 
einer Bank, "ihrer" Bank, der einstmals hoch respektierten Fortis. 
Mit lautem Jubel feierten die Anteilseigner ihren Sieg gegen den 
belgischen Staat, gegen Frankreich, gegen die große BNP Paribas. Das 
französische Institut hatte im Oktober gehofft, mit der Einverleibung
von Fortis-Belgien ein Schnäppchen machen zu können und zu der, 
gemessen an den Einlagen, größten Bank der Eurozone aufzurücken.
Das alles ist jetzt mehr als unsicher. Wie es weiter geht, weiß 
momentan niemand und der Sieg der Kleinaktionäre, die eine Übernahme 
durch die BNP Paribas ablehnten, könnte zum Pyrrhussieg werden. Auch 
beim Kanaltunnelbetreiber Eurotunnel hat es vor einigen Jahren einen 
Aufstand der Kleinaktionäre gegeben, doch man kann kaum sagen, dass 
sie heute besser dastehen.
Doch die Beteiligten, der belgische Staat in erster Linie und die 
BNP Paribas, deren weitere Strategie unklar ist, sollten Lehren aus 
der Geschichte ziehen. Denn die Kleinaktionäre haben ja subjektiv 
durchaus Recht, wenn sie sich über den Tisch gezogen fühlen. Quasi 
bei Nacht und Nebel hatten die Benelux-Staaten Niederlande, Belgien 
und Luxemburg zunächst in höchster Not Fortis verstaatlicht und dann 
unter sich aufgeteilt. Schließlich wurde der belgische Teil an die 
BNP Paribas verhökert. Die Aktionäre sollten außen vor bleiben und 
lediglich eine Holding-Hülle ohne Inhalt behalten. Sie mussten sich 
ihr Mitspracherecht erst gerichtlich erkämpfen. Man mag von ihrem 
Votum nun halten, was man will: Es ist Teil der oft beschworenen 
Aktionärsdemokratie.
Nun drohen vielleicht monatelange Gerichtsstreitigkeiten, ja sogar
ein Sturz der Regierung in Brüssel, gigantische Haushaltsprobleme und
die Insolvenz der Fortis Bank. Es ist zu früh, eine Prognose zu 
treffen, aber es hat sich gezeigt, dass Nacht-und-Nebel-Aktionen 
nicht der richtige Weg sind. Viele Staatsbürger und Aktionäre fühlen 
sich durch undurchsichtige Aktionen, die teilweise ja auch 
mitverantwortlich sind für die derzeitige Wirtschafts- und 
Finanzkrise, entmündigt. Dass sie dagegen nun Widerstand anmelden, 
ist zumindest grundsätzlich zu begrüßen. Eine Lösung ist nun aber 
weiter entfernt denn je.
(Börsen-Zeitung, 12.2.2009)

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