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Börsen-Zeitung: Umwelt-Schwalbe Kommentar zur Lage der deutschen Automobilindustrie, von Peter Olsen.

Frankfurt (ots)

Die nahezu komplette Vertaktung der Prozesse
zwischen Zulieferern und Automobilherstellern, gemeinhin als 
Just-in-time bekannt, gilt als Ausweis höchster Effizienz. Das früher
in mehr oder weniger üppiger Vorratshaltung gebundene Kapital konnte 
reduziert werden, was der Bilanzoptimierung zugute kam. Aber auch die
Nachteile der schlanken Prozesse sind mittlerweile bekannt: Fällt im 
Zeitalter des Single und Global Sourcings ein wichtiger Lieferant 
wegen eines Streiks oder gar einer Pleite aus, stehen in der 
Autoindustrie ganz schnell die Bänder still. Und fährt ein 
Hersteller, wie in diesen Wochen allenthalben zu erleben, seine 
Produktion wegen wegbrechender Nachfrage radikal herunter, dann hat 
das unmittelbare Auswirkungen auf die Zulieferer. Just-in-time eben.
Die gegenseitige Abhängigkeit ist also absolut, und dennoch sucht 
man nach einer solidarischen Initiative, um gemeinsam der Krise zu 
trotzen, bislang vergebens. Die Pleitewelle in der Zulieferindustrie 
schwappt höher, das Risiko für die Fahrzeughersteller, dass wichtige 
Komponenten ausgehen, steigt. Wie kräftig die Industrie das 
Bremspedal betätigte, um ein weiteres Anschwellen der Lagerbestände 
an noch nicht verkauften Neuwagen zu vermeiden, zeigen die Zahlen vom
Januar. Während die inländischen Pkw-Neuzulassungen um 14% gegenüber 
dem entsprechenden Vorjahresmonat sanken, knickte die Produktion 
wegen verlängerter Werksferien um 34% ein.
Und der Exportmotor, der die erfolgsverwöhnte deutsche 
Autoindustrie in den vergangenen Jahren von Rekord zu Rekord trieb, 
hat dramatisch an Drehmoment verloren. Ins Ausland gingen 39% weniger
Neuwagen. Besserung ist vorerst nicht in Sicht, denn die wichtigen 
Märkte in Europa und in den USA entwickeln sich meist noch deutlich 
schlechter als der fast schon chronisch schwache Inlandsmarkt.
Aber es gibt auch erste "ermutigende Signale", betont der Verband 
der Automobilindustrie. Die allseits kritisierte Umweltprämie von 
2500 Euro bei Anschaffung eines neuen Fahrzeugs habe das 
Kaufinteresse deutlich anziehen lassen. In der letzten Januarwoche 
seien 16% mehr neue Fahrzeuge bestellt worden. Aber eine Schwalbe 
macht noch keinen Sommer. Der Absatz von Kleinwagen wird von der 
Abwrackprämie gewiss angeschoben. Für eine grundlegende Wende zum 
Besseren reicht das aber sicher nicht.
(Börsen-Zeitung, 4.2.2009)

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