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Börsen-Zeitung: Stagflation komplettiert, Kommentar zur Geldpolitik der EZB von Jürgen Schaaf

Frankfurt (ots)

Das Schlimmste, was der Geldpolitik passieren
kann - das hässliche Phänomen der Stagflation -, bekommt im Euroraum 
schärfere Konturen. Nachdem der zweite Teil - "Inflation" - des 
ökonomischen Kunstworts aus den siebziger Jahren Verbraucher, Anleger
und Märkte schon eine ganze Weile belastet, gesellt sich nun offenbar
der erste Teil dazu: Die wirtschaftliche "Stagnation" zeichnet sich 
immer deutlicher ab. Sowohl die Einkaufsmanagerindizes für die 
Eurozone als auch der Ifo-Index, der die Stimmung in der deutschen 
Wirtschaft abbildet, sind unerwartet schlecht ausgefallen. Der 
Einkaufsmanagerindex fiel dabei nicht nur auf den niedrigsten Stand 
seit fünf Jahren, sondern auch in den Unbehaglichkeitsbereich, der 
eine schrumpfende Wirtschaft signalisiert. Zugleich lag im Mai die 
Inflationsrate auf dem Rekordniveau von 3,7% .
Normalerweise bewegen sich Inflation und Konjunktur in eine 
Richtung: Brummt die Wirtschaft, steigen Löhne und Preise 
beschleunigt. In der Rezession wird die Teuerung dagegen gedämpft. 
Die große Ausnahme bildete die Stagflationsphase in den siebziger 
Jahren, die zu Instabilität und erheblichen volkswirtschaftlichen 
Kosten führte.
Zwar sind die Dimensionen der Gegenwart noch harmlos im Vergleich 
zu den Auswüchsen von vor gut 30 Jahren. Qualitativ handelt es sich 
aber um eine Verwandtschaft ersten Grades. Damals wie heute heizt vor
allem der hohe Ölpreis die Teuerung an und bremst die Wirtschaft aus.
Dennoch versuchen die Gewerkschaften als Ausgleich für die 
gestiegenen Verbraucherpreise überhöhte Lohnforderungen 
durchzusetzen. Dreht sich diese Lohn-Preis-Spirale erst einmal, kommt
sie sobald nicht zum Stillstand.
Den Unterschied sollte ausmachen, dass die Stabilitätswächter von 
heute nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen und mit billigem
Geld die Inflationsspirale noch schmieren. So ist auch zu verstehen, 
dass sich die Europäische Zentralbank (EZB) trotz sich eintrübender 
Konjunkturaussichten vorab zu einer Zinserhöhung für den Juli 
durchgerungen hat. Denn die bisherigen rein verbalen Warnungen sind 
verpufft. Die Zinserhöhung soll die Glaubwürdigkeit der Notenbanken 
stärken. Danach dürfte die schwächelnde Wirtschaft den Preisauftrieb 
wieder hinreichend drosseln. Falls das jedoch nicht reicht, muss die 
EZB nachlegen.

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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