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Börsen-Zeitung: Bernotats cleverer Deal, Kommentar von Christoph Ruhkamp zur Einigung von Eon im jahrelangen Kartellstreit mit der EU-Kommission und zum Verkauf der Hochspannungsnetze

Frankfurt (ots)

Mit dem Verkauf der Hochspannungsnetze schlägt
Eon-Chef Wulf Bernotat zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen 
stellt die EU-Kommission ihr Kartellverfahren im Strombereich ein. 
Damit kommt der deutsche Marktführer aus der energiepolitischen 
Schusslinie und muss aus Brüssel keine potenziell milliardenschwere 
Kartellbuße mehr fürchten. Zum anderen trennt sich Eon von einem 
Geschäft, dessen betriebswirtschaftliche Attraktivität ohnehin stark 
nachgelassen hatte.
Jedes Jahr aufs Neue kürzt die Bundesnetzagentur die Netzentgelte.
Trotzdem stehen demnächst Milliardeninvestitionen in die 
Stromautobahnen an, weil die geplanten riesigen Windparks vor der 
Nordseeküste mit dem Süden des Landes verbunden werden müssen. Soll 
sich doch jemand anderes damit herumschlagen, wird sich Bernotat 
gedacht haben. Das große Geld wird ohnehin längst in der Erzeugung 
verdient - und nicht im Transport oder beim Vertrieb an die 
Endkunden; deshalb prüft Eon auch einen Verkauf der Stadtwerketochter
Thüga. Ohne Übertragungsnetze kann der Konzern allemal höhere Margen 
ausweisen, er behält zugleich das wichtigere Geschäft mit örtlichen 
Verteilnetzen.
Etwas schmerzlicher als der Verkauf der Netze ist dagegen die 
Trennung von 8% der gesamten Kraftwerkskapazität, die zum 
Kompromisspaket gehört. Aber den Verkaufserlös daraus sowie aus dem 
Netzverkauf kann Eon in neue Kraftwerke im Ausland stecken. Mit einem
Investitionsprogramm von 60 Mrd. Euro hat sich der Konzern ohnehin 
schon zum europäischsten Energieunternehmen mit Positionen in 26 
Ländern gemausert. Das stark regulierte Deutschland-Geschäft verliert
da von Monat zu Monat an Bedeutung.
Richtig schwierig wird es für alle Beteiligten erst, wenn der 
Verkauf des Hochspannungsnetzes tatsächlich eingeleitet wird. Denn 
die Bundesregierung fühlt sich durch den unabgesprochenen Kompromiss 
düpiert. Berlin wird - insbesondere nach der geplanten Verschärfung 
der Eingriffsmöglichkeiten auf Basis des Außenwirtschaftsgesetzes - 
nicht jeden Investoren akzeptieren. Zumal fraglich ist, ob etwa eine 
australische Macquarie oder eine Gazprom tatsächlich ausreichend in 
die Netze investieren. Nicht zuletzt wird umgekehrt auch der Käufer 
Sicherheiten verlangen, wenn es um die künftige Regulierung der 
Erträge aus den Netzen geht.
(Börsen-Zeitung, 29.2.2008)

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