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Börsen-Zeitung: Die Krise ist allgegenwärtig, Kommentar von Bernd Wittkowski zu den vom US-Immobilienmarkt ausgehenden Turbulenzen an den Finanzmärkten

Frankfurt (ots)

Krisensitzung in der Bundesbank, die WestLB
pleite, ein weiteres systemrelevantes EU-Institut in Schieflage: In 
Bankenkreisen quer durch Europa verbreiteten sich die Gerüchte am 
Donnerstagmorgen wie das berühmte Lauffeuer. Ein paar Stunden später 
hatte sich herumgesprochen, dass die WestLB noch steht und das 
hochrangig besetzte Treffen in der deutschen Notenbank wirklich "nur"
der Umsetzung der Rettungsaktion für die IKB diente, ohne die der 
Mittelstandsfinanzierer den für eine Bank größten anzunehmenden 
Unfall erlitten hätte: die Zahlungsunfähigkeit.
Was sonst noch geschah: Die französische BNP Paribas muss nach 
massiven Werteinbußen drei Fonds schließen, die relativ kleine 
niederländische NIB Capital outet sich als nächstes Opfer der 
Subprime-Krise und beichtet hohe Bewertungsverluste, die WestLB hält 
ihre Situation in keiner Weise für vergleichbar mit der Lage der IKB 
- auch ein hübsches Dementi; das lässt Raum für Fantasie. Es ist also
alles in allem noch mal gutgegangen an diesem Tag - vorbehaltlich 
allfälliger Katastrophen, die sich nach unserem Redaktionsschluss 
ereignet haben. Die wirklich üblen Nöte kommen schließlich gerne 
nachts oder am Wochenende hoch.
Schlimm genug: In den Banken und an den Märkten wird fast jedem 
fast alles zugetraut. Es sind ja nicht nur ein paar hypernervöse 
Händler und Analysten. Die tiefe Verunsicherung geht hinauf bis in 
die Vorstandsetagen, wo man in diesen Tagen geneigt ist, erst einmal 
alles zu glauben, was kolportiert wird - auch eine Form von 
Risikovorsorge. Die Betroffenen kommen kaum mit dem Dementieren nach,
so schnell machen neue Gerüchte die Runde. Dass die ernst genommen 
werden, kann nicht verwundern, hat doch die IKB bis kurz vor ihrem 
Fast-Kollaps gelogen, dass sich noch heute die Balken biegen. Ein 
zweites Mal will keiner auf dreiste Desinformation reinfallen.
Die Vertrauenskrise ist mittlerweile so allgegenwärtig wie die 
Liquiditätskrise. Apropos: War nicht eben noch von immenser 
Überliquidität die Rede? Jetzt muss die EZB mal eben - in dieser Form
erstmals seit dem 11. September 2001 - 95 Mrd. Euro ins System 
pumpen, um das Austrocknen des Geldmarktes zu verhindern. Fast kein 
Finanzmarktsegment bleibt noch von den Turbulenzen verschont, die vom
US-Immobilienmarkt ausgingen. Schnallen wir uns an! Die Landung 
könnte extrem ungemütlich werden.
(Börsen-Zeitung, 10.8.2007)

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