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Der Tagesspiegel: "Die Politik allein kann es nicht richten" - Der Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Uni Bielefeld, über ausländerfeindliche Übergriffe in Ostdeutschland

Berlin (ots)

Berlin - Der Direktor des Instituts für
interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität 
Bielefeld,  Professor Wilhelm Heitmeyer, hat im Interview mit dem 
Tagesspiegel davor gewarnt, den Vorfall in Mügeln allein auf die 
Frage nach einem rechtsextremen Hintergrund zu verengen. "Womit wir 
es hier zu tun haben, ist schwieriger einzuordnen. In bestimmten 
Landstrichen im Osten wandern besonders die leistungsfähigen jungen 
Leute ab. Dadurch werden die sozialen Gruppen immer homogener - 
ebenso wie die Einstellungen. In diesen Gebieten ist eine 
gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die Abwertung von schwachen 
Gruppen wie Ausländern, Homosexuellen oder Juden, deutlich stärker 
vertreten als anderswo. Hinzu kommt, dass Gewalt häufig aus homogenen
Gruppen heraus entsteht", sagte Heitmeyer dem Tagesspiegel. Dieses 
Phänomen der Desintegration gebe es in allen Regionen, die von 
Abwanderung und Abstieg gekennzeichnet seien - also auch im Westen. 
"Wo die Zugänge zum Arbeitsmarkt versperrt sind, fehlen den Menschen 
Anerkennungsmöglichkeiten. Umso wichtiger wird die Anerkennung in der
Gruppe." Heitmeyer warf der Politik Ignoranz vor, forderte 
gleichzeitig aber auch ein stärkeres gesellschaftliches Engagement. 
"Für die Substanz der Demokratie sind nicht nur die Politiker 
zuständig. Man muss besonders die lokalen Eliten ansprechen. Sie 
müssen aufstehen und auf eine Veränderung des Klimas hinwirken", 
sagte er. Weiter sagte er, man dürfe nicht nur auf die meist jungen 
Gewalttäter schauen, die Älteren seien ebenfalls Teil des Problems. 
"Die Jugend bringt die Gewalt ins Spiel und dann wird die 
Gesellschaft nervös. Aber die Älteren liefern die Legitimation, indem
sie nicht eingreifen und Einstellungen weitergeben."
(Der Tagesspiegel
Politikredaktion
Tel. 030-26009-389

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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